Litt Mona Lisa unter Zahnausfall? Wurde van Gogh ermordet? Und warum prangt mitten auf einem berühmten Bild ein leerer Fleck? Fragen, welche die Kunstwelt einfach nicht loslassen.
Christoph Driessen, dpa
Heute gehört ein Lächeln meist dazu, wenn man fotografiert wird – aber jahrhundertelang wollte man unbedingt mit ernstem Gesicht porträtiert werden. Warum also lächelt die Mona Lisa? Lächelt sie überhaupt?
Es gibt ungezählte Theorien, zum Beispiel: Die Dargestellte litt an Zahnausfall beziehungsweise an einer Gesichtslähmung. Oder: Leonardo da Vinci hat ihr die ganze Zeit Witze erzählt. Oder: die vielleicht rührendste Theorie: Als das Bild entstand, war die gute Mona Lisa – die in Wirklichkeit ganz anders hiess – schon tot. Um ihren kleinen Sohn zu trösten, liess der Vater ein Bild von Mama anfertigen – zufrieden lächelnd. Auf ewig.
Ein paar Jugendliche hatten 1890 in dem kleinen Ort Auvers-sur-Oise bei Paris Spass daran, einen «irren Holländer» zu piesacken. Sie schütteten ihm Salz in den Kaffee und steckten ihm eine Grasschlange in seinen Malkasten. Der Name des Rothaarigen mit verstümmeltem Ohr war damals gänzlich unbekannt: Vincent van Gogh.
Als Rädelsführer der Mobber tat sich der 16 Jahre alte René Secrétan hervor. Manche Forscher verdächtigen ihn sogar, van Gogh – absichtlich oder unabsichtlich – die Schusswunde beigebracht zu haben, an der dieser kurz darauf starb. Zwar versicherte van Gogh auf dem Sterbebett mehrmals, er selbst habe sich umbringen wollen – doch die Mordtheorie ist nicht totzukriegen.
Der englische Porträtist und Landschaftsmaler Thomas Gainsborough (1727–1788) schuf als junger Mann das beeindruckende Bildnis «Mr. und Mrs. Andrews». Das Merkwürdige: Auf dem Schoss von Mrs. Andrews prangt ein leerer Fleck. Sollte dort vielleicht ihr später geborenes Baby eingefügt werden? Ihr Schosshund? Ein erlegter Fasan? Aber warum geschah es dann nicht? Gainsborough hätte noch fast 40 Jahre Zeit gehabt, das Bild fertigzustellen. Das Seltsamste ist, dass die Auftraggeber das Bild mitsamt dem Fleck akzeptierten und offenbar schätzten, denn es blieb jahrhundertelang im Besitz der Familie.
1990 entwendeten zwei als Polizisten verkleidete Männer 13 Meisterwerke aus dem Stewart Gardner Museum in Boston, darunter Rembrandts einziges Marine-Bild. Bis heute sind die Bilder nicht wieder aufgetaucht. Es ist der grösste unaufgeklärte Kunstraub überhaupt, der Gesamtwert wird auf eine halbe Milliarde Dollar geschätzt. Die Frage ist auch: Was wollten die Täter damit? Verkaufen lassen sich solche Ikonen nirgendwo.
Bei der Sphinx und ihrer abgebrochenen Nase sind wir schlauer. Asterix-Leser wissen: Es war Obelix, und es war keine Absicht. Archäologen wissen es noch besser: Es war volle Absicht! In Auftrag gegeben wurde die Verunstaltung nach Angaben eines mittelalterlichen arabischen Historikers vom strenggläubigen islamischen Scheich Sajim al-Dahr – «der allzeit Fastende». Er soll Gesicht und Ohren der Sphinx im Jahr 1378 zerstört haben, weil er empört darüber war, dass die Statue von der Bevölkerung immer noch als Gottheit verehrt wurde. Dass Napoleons Soldaten während des Ägypten-Feldzugs die Statue mit einer Kanonenkugel demolierten, ist hingegen eine Legende: Die Nase war nachweislich schon früher ab.