Er hat seine Werke gesammelt und war ihm ein enger Freund: Der Gastro-Unternehmer Rudi Bindella erzählt, was er am Künstler Rolf Brem, dessen Trauerfeier heute stattfindet, geschätzt hat.
Am 11. April ist der Luzerner Bildhauer, Zeichner und Grafiker Rolf Brem mit 88 Jahren gestorben. Einer, der Brems Kunst gesammelt und sie in seine Betriebe integriert hat, ist der Zürcher Gastro-Unternehmer Rudi Bindella. Das über 100-jährige Familienunternehmen ist in dritter Generation in den Bereichen Gastronomie, Weinbau-Weinhandel, Handwerk und Immobilien tätig. Bindella führt 42 Gastronomielokale in der Deutschschweiz sowie einen Weinbaubetrieb in Italien (Montepulciano) und beschäftigt 1200 Leute.
Rudi Bindella, wie und wann sind Sie Rolf Brem zum ersten Mal begegnet?
Rudi Bindella: Ich habe Rolf Brem vor 25 Jahren im Kunstsalon Wolfsberg in Zürich kennen gelernt, wo er eine Ausstellung hatte. Ich war auf Anhieb fasziniert von seiner Kunst. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir haben uns auch als Menschen von Anfang an glänzend verstanden. Er war eine reizende Persönlichkeit.
Was genau war es, das Sie an seiner Kunst sofort angesprochen hat?
Bindella: Er hat sein Leben dem Grundsatz gewidmet, Schönheit festzuhalten. Das ist in all seinen Kunstwerken zum Ausdruck gekommen. Rolf Brem wollte nicht provozieren, wachrütteln oder zum Nachdenken auffordern, wie das andere Künstler oft beabsichtigen. Er fühlte sich zu den schönen und sonnigen Seiten des Lebens hingezogen und gab ihnen Ausdruck. Das hat mich sofort angesprochen.
Muss Sie ein Künstler auch als Mensch und von seiner Haltung her ansprechen, damit Sie sein Werk schätzen?
Bindella: Unbedingt. Das war bei Rolf Brem immer so. Ich sah bei ihm eine grosse Übereinstimmung zwischen dem, was er als Mensch ausgestrahlt und verfolgt hat, und den Werken, mit denen er quasi seine Persönlichkeit materialisierte. Ich hatte bei seinen Werken immer das Gefühl: Das ist 100 Prozent Rolf Brem.
Was hat Sie sonst noch überzeugt?
Bindella: Er sagte immer sehr selbstsicher, aber nicht überheblich, dass er nie etwas machen würde, wenn es ihm nicht persönlich gefiele. Wenn andere auch Freude daran hätten, umso besser. Aber Rolf Brem wollte mit seinem künstlerischen Schaffen zuallererst sich selber eine Freude bereiten. Ich denke, das ist eine wichtige Grundhaltung, nicht nur in der Kunst. Auch ein Roger Federer würde wohl kaum gewinnen, wenn er nicht zuallererst Freude hätte, gut Tennis zu spielen.
Was war Rolf Brem für ein Mensch?
Bindella: Er war ein warmherziger und liebenswürdiger Mensch, der auch sehr schelmisch und humorvoll sein konnte. Er hat mit Leidenschaft und Eigenwilligkeit gearbeitet und wusste immer genau, was er wollte. Er hat sich weder durch Widerstände noch durch Kritik von seinem Weg abbringen lassen. Dieses Unbeirrbare hat mich beeindruckt.
Was hatten Sie für eine Beziehung zu ihm? Haben Sie ihn oft getroffen?
Bindella: Wenn sich jemand für einen Künstler interessiert, ist dieser zunächst ein wenig verunsichert. Was will der von einem? Ist ihm zu trauen? Mit Rolf Brem hat sich schnell echte Hinwendung und eine schöne Freundschaft ergeben. Es war sozusagen wie eine Liebesbeziehung. Er hat auch schnell meine Frau Christa gern bekommen. Wir haben uns oft besucht. Ich habe selten so ein inspirierendes Atelier gesehen wie dasjenige von Rolf Brem. 50 Jahre hat er darin gearbeitet, der Raum ist organisch mit ihm gewachsen. Der Geruch der Materialien und Werkzeuge war einmalig.
Sie haben mehrere Projekte mit ihm gemacht. Welches war das wichtigste?
Bindella: Das Projekt «Barbatti Luzern»: Als mir vor zwei Jahren das Restaurant angeboten wurde, habe ich mich mit ihm in Verbindung gesetzt und gesagt: Rolf, wir können jetzt etwas Besonderes machen, und habe ihm dann das ganze Restaurant gewidmet. Die Dauerausstellung im «Barbatti» ist ein Querschnitt durch sein ganzes künstlerisches Werk, mit gut 200 Gegenständen, die quer durch alle Stile und Techniken in einer harmonischen Konzeption ein schönes Ganzes ergeben. Die grösste Freude, die ich bei diesem Projekt erlebt habe, war die Freude von Rolf Brem. Er ist richtig aufgeblüht.
Sie sammeln auch Werke von anderen Künstlern und geben ihnen eine Plattform in Ihren Betrieben. Welches sind die Kriterien für Ihre Auswahl?
Bindella: Zum einen müssen es zeitgenössische Künstler sein. Nur so macht es Sinn, sich für diese Kunst zu engagieren. Zum anderen sollten die Werke mit unserer beruflichen Tätigkeit im weitesten Sinne etwas zu tun haben. Weinbau, Bodenbearbeitung, Handwerk, Lebensfreude, das sind unsere Themen. Nicht zuletzt wollen wir die Künstler kennen lernen, sie im Atelier besuchen. Wenn es menschlich nicht stimmt, kann mich auch die Kunst nicht begeistern.
Wie werden Sie Rolf Brem in Erinnerung behalten?
Bindella: Als grossartigen Menschen. Die Zusammenarbeit mit ihm war immer wunderbar. Es ist mir kein Künstler so nahegestanden, wie Rolf Brem.
Hinweis
Heute um 14 Uhr findet in der Jesuitenkirche in Luzern eine Trauerfeier für Rolf Brem statt.