MENZINGEN: Zwei Künstler wählen aufwendige Wege

Zwei ehemalige Dorfbewohner stellen aus: Yvonne Kurtovic-Hegglin zeigt vielschichtige Bilder und Bruno Juch seine ersten Plastiken.

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Yvonne Kurtovic-Hegglin und Bruno Juch stellen in Menzingen aus. (Bild: Christian H.Hildebrand)

Yvonne Kurtovic-Hegglin und Bruno Juch stellen in Menzingen aus. (Bild: Christian H.Hildebrand)

Wer seine Geschäfte auf der Einwohnerkanzlei im Rathaus erledigen will, sieht sich jetzt von Kunst umgeben: Yvonne Kurtovic-Hegglin (Malerei) und Bruno Juch (Plastiken) stellen im Foyer und im Dachgeschoss ihre künstlerischen Arbeiten aus. Die Ausstellung «Schichten – Geschichten» der beiden ehemaligen Menzinger wurde unlängst mit einer musikalisch umrahmten Vernissage eröffnet.

Aufwendige Technik

Der Fisch: Auf der rauen, in Grautönen gehaltenen, abstrakten Fläche überrascht das naturgetreu gemalte Meerestier. Auf einem anderen Bild ist ein mit Bleistift gezeichneter Wolf erkennbar, und wegen des roten Käppchens kommt einem sofort das ­bekannte Grimm-Märchen in den Sinn. Auch hier ist der Hintergrund vielschichtig, Reste einer Buchseite sind in die mit Steinmehl vermischten Farben gearbeitet, auf denen ein Spruch an Kiki Smith erinnert.

Auf vielen Bildern von Yvonne Kurtovic-Hegglin finden sich realistisch ­gezeichnete Elemente. «Ich komme von der Illustration her und will mit meinen Bildern Geschichten erzählen», sagt sie. So mische sie gerne abstrakte und realistische Sujets. «Anfangs trage ich mit Steinmehl vermischte Farben auf die Leinwand auf und lasse den Malprozess einfach passieren.» Doch danach kratze sie einen Teil der Farben wieder ab, trage neue auf, klebe Stoffteile, Jute oder Papier dazwischen, bis ihr das Ergebnis gefalle. Dieser aufwendige Arbeitsprozess liegt auch den abstrakten Werken zu Grunde, die oft wie verwittert erscheinen. Bei einer Serie hat Kurtovic-Hegglin verschiedene Farben auf die Leinwand laufen lassen, bis dicke Schichten entstanden sind.

Die 38-jährige Künstlerin experimentiert gerne mit verschiedenen Materialien und scheut sich nicht, auch auf Jutesäcken oder Holz zu malen oder mit einem Bild ein Objekt zu gestalten.

Knapp 30 Werke

Auf den künstlerischen Weg hat sich Yvonne Kurtovic-Hegglin aus eigener Initiative gemacht. Einige Jahre nach der Service-Lehre entschloss sie sich zum Besuch der Gestaltungsschule Punkt G in Zürich. Die Praktika absolvierte sie an der ETH und beim Menzinger Künstler Sepp von Rotz, der sie beim Aufbau dieser Ausstellung tatkräftig unterstützt hat. Nach einer längeren Familienpause will sich Yvonne Kurtovic-Hegglin jetzt wieder vermehrt der Malerei widmen, Dies zeigt sie mit den knapp 30 ausgestellten, neueren Werken, die für die Zukunft einiges versprechen. «Ich will die Fantasie der Betrachter anregen», sagt sie ernsthaft.

Ungewöhnliches Hobby

Nicht geradlinig ist auch der künstlerische Weg von Bruno Juch. Der ehemalige Mitarbeiter des Menzinger Werkhofes, der im Bündnerland lebt, ist ein Autodidakt, der sich allein an ein schwieriges Thema gewagt hat: an die Plastik. Erstmals kann er an einer Ausstellung ­seine Bronzearbeiten zeigen. Die bis zu ein Meter hohen Objekte stellen Frauenakte dar, in selbstbewussten Posen oder in Bewegung. Eine Plastik erinnert an Leonardo da Vincis «Vitruvianischen Menschen», nur dass Bruno Juch statt des Mannes eine Frau in das Rad gesetzt hat.

«Meine Figuren sind überzeichnet, sie sind stolz auf das Feminine und keine Sexsymbole», erklärt Bruno Juch. Die Plastiken entständen ohne Skizze. «Ich überlege mir visuell, welche Körperhaltung die Figur einnehmen wird.» Da der Arbeitsprozess sehr aufwendig ist und, wie er sagt, Dutzende von Stunden dauert, zeigt er für die Besucher anhand von Modellen in Gips und Silikon einen Teil des Entstehungsprozesses.

Der Auslöser für das ungewöhnliche Hobby bildete vor rund zehn Jahren ein Besuch des Giacometti-Museums in Bergell. «Dort habe ich von ihm eine Büste gesehen. Danach sind wir zur Giacometti-Ausstellung nach Paris gefahren – und ich war begeistert», erzählt Bruno Juch.

Damals habe er gedacht, so etwas wolle er selber probieren, und habe begonnen, mit Ton zu experimentieren. «Das hat mir nicht gepasst, der Gips entspricht mir besser, denn als Handwerker habe ich viel damit zu tun», erinnert sich der 47-Jährige. So seien die ersten Frauenfiguren in Gips und Bronze entstanden. Für die Anatomie müsse die Freundin noch heute ab und zu Modell stehen. Die aufwendigen Arbeiten, die, wie er lachend erzählt, mangels Atelier in der Waschküche ausgeführt werden, schrecken Bruno Juch nicht ab: «Ich würde gerne grössere Plastiken gestalten; es ist jedoch die Finanzierung, die mir Grenzen setzt.»

Monika wegmann

Hinweis

Die Ausstellung «Schichten – Geschichten» zeigt bis 3. Oktober Bilder von Yvonne Kurtovic-Hegglin und Plastiken von Bruno Juch im Rathaus Menzingen: Mo–Do 8.00–11.30/14–17 Uhr, Fr 8–11.30/14–16 Uhr, sowie Sa, 12., 19. und 26. September, 10–15 Uhr.