Das Museum1 in Adligenswil bietet unter freiem Himmel einen kubanischen Künstler auf. Und eine Flaschenpost.
Vielleicht ist Kuba ja überall: Lebensfreude, gepaart mit Repression. Überschwang, der aus Entbehrung wächst. «Náufragos en Intervalos» – immer wieder mal schiffbrüchig – so ist eine der sieben Installationen betitelt, die der kubanische Künstler Rubén Hechavarría Salvia bis Frühjahr auf dem Brachengrundstück des Museum1 in Adligenswil unter freiem Himmel ausstellt.
Das Thema der Ausstellung ist die Kommunikation und warum diese Licht ins Dunkel bringt: «Quae enim communicatio luci ad tenebras.» Licht ist sicher etwas, das Schiffbrüchige gut gebrauchen können: Bei der Vernissage am vergangenen Samstag führt Bettina Michaelis, Ehefrau des Künstlers und seine Assistentin, durch das abschüssige, aber frisch gemähte Gelände.
Michaelis erklärt, auch im Hinblick auf die neuen Sanktionen der US-Regierung gegen Kuba: «Kubaner sind Weltmeister im Überleben.»
Dazu braucht es neben Licht und Mut auch das Gespräch: Der 1967 in Holguín, Kuba, geborene Hechavarría Salvia hat alle drei Komponenten in seine Installation «Náufragos en Intervalos» gepackt: Die kubanische Insel ist aus Holzscheiten nachgebaut, auf welchen sich säuberlich leere Flaschen aus weissem Glas aneinanderschmiegen. Daneben steht eine alte Schreibmaschine und liegt ein Stapel Papier: eine Aufforderung zum Schreiben – egal ob Hilferuf oder Liebesbrief oder beides zugleich.
Kombiniert ist diese Installation unter dem Dach des Bühnenwagens, der gleich einem Solitär aus dem Gelände sticht, mit einer weiteren Installation – «Silencio», Stille: Die Wände des Wagens sind beklebt mit leeren Kuverts aus dem Altpapier des Künstlers. «In einem Meer von Informationen und Fake News stehen diese Kuverts für ein wohltuendes Nichts», findet Bettina Michaelis.
Draussen vor dem Bühnenwagen befinden sich rundum die restlichen fünf Installationen – ohne Dach über dem Kopf. Alle sind vom Alltag des Künstlers inspiriert, der in Havanna Kunst studierte und als Künstler, Dozent und Kurator in Holguín und Bern lebt und arbeitet. Salvia ist nicht nur auf zwei Kontinenten, sondern auch in Malerei, Zeichnung, Fotografie, Installation und Performance daheim – seine Werke befinden sich im Besitz von Sammlern von Kanada bis Spanien. Über die Installation «Top secret» – als da wären 143 geschnürte Zeitungsbündel, gestapelt grabgleich inmitten ausgehobener Erde, in mehreren Lagen, sechs Reihen hoch, sieben Reihen in die Breite – muss aber erst noch Gras wachsen, bevor sie einmal zügelt.
Land Art von Rubén Hechavarría Salvia: «Quae enim communicatio luci ad tenebras» (Weil Kommunikation Licht ins Dunkel bringt). Bis Frühling 2020 im Museum1 in Adligenswil, Gewerbezone Winkelbüel (Posthaltestelle Chliäbnet). Geöffnet: 24 h/Tag. www.museum1.ch