NEUES ALBUM: Rapper Marash & Dave – Keine Berührungsängste mit dem Pop

Marash & Dave sind die ersten Rapper aus dem «041»-Kuchen, die bei einem grossen Label gelandet sind. Mit ihrem poppigen Sound passen sie da auch prächtig hin.

Michael Graber
Drucken
Sind dem Club näher als der Bibliothek: Marash (links) & Dave. (Bild: Janosch Abel)

Sind dem Club näher als der Bibliothek: Marash (links) & Dave. (Bild: Janosch Abel)

Michael Graber

michael.graber@luzernerzeitung.ch

«041» hat sich in den letzten Jahren zu einem Qualitätssiegel für Schweizer Rap gemausert. Jetzt erscheinen innert eines Monats gleich zwei neue Alben aus diesem Umfeld. Den Auftakt machen Marash & Dave mit «Gold», Ende Monat legt Mimiks mit «Jong & Hässig Reloaded» nach. Während Mimiks dabei wieder raplastiger und härter werden will, machen Marash & Dave genau das Gegenteil: Sie nehmen in ihren Sound viel Pop auf.

Kennen die beiden jungen Luzerner keine Berührungsängste? Dave Largier (22) und Marash Pulaj (23) sitzen in der Sonne vor dem Neubad und lächeln: «Nein, wir haben immer Musik gemacht, die wir gefühlt haben.» Schon auf ihren vorherigen Alben, die sie als Gratisdownload ins Netz gestellt haben, waren Marash & Dave immer poppiger, farbiger und positiv gedeutelt vielfältiger als andere Rap-Acts. «Ich empfinde Pop auch nicht als Schimpfwort, sondern als Kompliment», meint Dave.

Nicht vorgeben, was man nicht ist

Während sich manche Rapper vor dem Singen fürchten wie der Teufel vor dem Weihwasser, haben sich Marash & Dave immer etwas getraut. «Wir dachten immer in Strophen und Refrains», sagt Marash. Dazu gehört auch, dass gesungen wird. Das übernimmt dann Dave. So entsteht auch ein schöner Kontrast zu Marashs kantigem Rap (aber auch Dave hat Rap-Parts).

«Wir haben uns nie davor gefürchtet, was andere über uns sagen», sagt Dave. In einer Szene, in der viel über «Realness» gesprochen wird, ist das mutig. ­Allerdings zeigen sie auf «Gold» auch immer wieder, wo ihre Wurzeln sind: im Rap. Mit «Mine» und «Roulette» (mit Mimiks) hat es auch klassische Hip-Hop-Tracks drauf, in denen dann auch Technik gebolzt wird und es etwas härter wird.

Daneben wirkt etwa das federnd-funkige «Mango» (mit LCone) wie eine astreine Popnummer – eine grossartige. Der Beat (aus der Feder vom Bieler Rapper Nemo) ist ungeheuer tanzbar, und die Lyrics über Früchte (die natürlich eigentlich für Frauen stehen) sind vielleicht etwas postpubertär, aber halt tatsächlich witzig. Sowieso: «Gold» ist Unterhaltung, keine Kopf­musik. Zwar sprechen Marash & Dave auch mal ernstere Themen an, aber der Club und das Tanzen ist dem Duo deutlich näher als die Bibliothek und die grossen Moralpredigten. «Wir verarbeiten die Themen, die uns nahe sind», sagt Marash, «und wir sind nun mal noch jung und gehen noch in den Ausgang.» Das ist halt eben irgendwie auch «real»: Nicht vorgeben, was man nicht ist. Man vermisst auf «Gold» jedenfalls nix.

Länger und öfter ins Studio

Marash & Dave sind die ersten Luzerner Rapper, die es auf ein grosses Label geschafft haben. Sony hat die beiden unter Vertrag genommen. Vorgaben habe es keine gegeben, sagt Dave, dafür viele Möglichkeiten: «Wir konnten deutlich öfter und länger ins Studio.» Während früher alles schnell gehen musste und Refrains in einem Take sitzen mussten, konnte jetzt gepröbelt und probiert werden. «Da schraubt man dann teilweise an einzelnen Drum-Schlägen. Es ist imposant, was man so noch alles herausholen kann», sagt Marash.

Aber hilft dieses ewige Pröbeln und Gebastle den Songs auch wirklich? Beide nicken. «Natürlich ist im Idealfall in der ersten Aufnahme schon alles perfekt, aber das ist wirklich sehr selten der Fall», sagt Dave. Auch hätten sie mehr Songs als nötig aufgenommen und zur Albumreife gebracht. Am Schluss mussten einige über die Klinge springen, 15 haben es auf die Platte geschafft – ein Luxus, den man sich dank eines Labels im Rücken leisten kann.

Ein guter Monat für «041»

Glücklicherweise hört man all die Arbeit «Gold» nicht an. Es ist eine kompakte Platte, die aber trotzdem nicht homogen ist. Die Vielfalt zeichnet sie aus, und trotzdem wirkt es nie beliebig. Das hat viel mit dem unterschiedlichen Duo zu tun. Da schimmert immer eine schöne Portion Schalk mit, die der CD guttut. Marash & Dave haben vorgelegt. Jetzt ist Mimiks dran. So oder so ein guter Monat für «041».