Zusammen dem inzwischem verstorbenen Künstler Stefan Banz hat der Luzerner Gitarrist Christy Doran sein neues Album «Aerosols» kreiert.
Beides sind einflussreiche Künstler aus dem Kanton Luzern, die internationale Bekanntheit erlangt haben: Der aus Menznau stammende Fotograf, Videokünstler, Maler und Kunstvermittler Stefan Banz, der im letzten Mai überraschend starb, und der Luzerner Gitarrist Christy Doran, der mit OM, New Bag sowie weiteren Bands und Projekten in den Zonen von Jazz, Impro, Rock und Elektronik markante Spuren setzt.
Im Dezember 2020 hatte Banz Doran für ein Projekt angefragt, wo sich Bild und Klang verbinden und befruchten. Daraus entstand «Aerosols» mit zehn Tracks. Doran liess sich von fünf Acryl-Bildern von Banz zu fünf neuen Kompositionen inspirieren. Umgekehrt legte Doran dem bildenden Künstler fünf Stücke vor, die dieser bildnerisch umsetzte. Banz schrieb zu jedem Stück/Bild einen kurzen Text. Bilder und Texte sind im CD-Booklet abgedruckt.
Die aerosol’sche Chemie und die Metaphysik zwischen Bild- und Soundebene ist das eine, das andere die Musik. Das 50-minütige Album eröffnet eine fantastische Welt aus Textur und Rhythmus, Melodie und Dissonanz, Subtilität und Power. Das Hören ist pure Entdeckerfreude. Nicht erst seit dem letztjährigen Duo-Album mit dem Gitarristen Franz Hellmüller wissen wir um die solistischen Qualitäten von Doran. 2006 erschien sein erstes Solo-Album «Acoustic Isles», ebenfalls eine akustisch-visuelle Kooperation, damals mit der Künstlerin Ursula Dubs.
Auf «Aerosols» spielt Doran akustische und elektrische Gitarre. Er arbeitet mit Loops, setzt experimentierfreudiger denn je elektronische Effekte ein. Schon das erste Stück «Cat Care» ist einer der Höhepunkte, verankert in Folk und Blues, dennoch kantig und sanft widerborstig. Auf späteren Stücken expandiert Doran den Sound in abstrakte Melodien und glitzernde Klang-Moleküle, in schnellfingrige Kaskaden und sphärische Texturen. Erfinderisch fügt er Melodisches und Queres zusammen, kontrastiert und variiert. Mal spielt er lyrisch reduziert und in repetitiver Prägnanz, mal klingt es mehrschichtiger und brachialer.
Bei allen avantgardistischen Tönungen und rhythmischen Attacken wahrt Doran stets eine melodische Spur, kreiert nachvollziehbare Formenabläufe. Auch begräbt er die Stücke nicht unter Effekten, sondern setzt diese als Erweiterung zum Klang der Saiten ein, der die Musik stets warm hält. Diese gekonnten Wechselspiele, verbunden mit den vielfältigen Eigenheiten seiner Klangsprache, machen «Aerosols» zu einem seiner besten Alben. Es ist geplant, das Werk auch live aufzuführen. Dazu wird Jonathan Banz, der Sohn von Stefan Banz, eine 3D-Animation kreieren.
Christy Doran / Stefan Banz: Aerosols, Between The Lines.