Ivo meldet sich nach langer Abwesenheit zurück. Der Nidwaldner bleibt aber bei seinen Leisten, und das steht ihm ganz gut.
Natürlich habe er sich auch die Frage gestellt, ob er überhaupt noch weitermachen soll, sagt Ivo. Der Nidwaldner Musiker erzählt von seinen Zweifeln, Kämpfen und dem Ringen mit sich selbst. Vor sechs Jahren stand Ivo plötzlich ohne Label da, die Finanzierung eines nächsten Albums stand in den Sternen, und die Motivation war im Keller. Schlussendlich fasste er die Entscheidung, weiter auf die Karte Musik zu setzen, «auch weil ich spürte, dass da noch Songs sind, die es verdient haben, einem grösseren Publikum vorgestellt zu werden».
Dreizehn davon sind jetzt auf «Ivo», seinem dritten Studioalbum, zu finden. Für das Wagnis, weiter auf Musik zu setzen, hat er aus seinem Umfeld Geld bekommen: «Es war unheimlich schön, dieses Vertrauen zu spüren.» Mit diesem finanziellen Rucksack machte sich Ivo an die Arbeit: Er schrieb Songs, ging gar nach Amerika zu einem Freund, der ihm Studio und Musiker organisierte. «Als der Schlagzeuger, ein richtiger Profi, dann ins Studio kam, habe ich aber grad gemerkt, dass das nix wird», sagt Ivo. Ganz offensichtlich hatte der Drummer, der mit allerlei Grössen zusammenspielt, die Songs vorgängig nie gehört. «Er konnte die Energie, die ich wollte, gar nicht reinbringen.» Kurz nach der Landung in der Schweiz löschte Ivo kurzerhand die eingespielten Versionen. «Das tat weh – vor allem, weil ich dafür Geld ausgegeben habe. Ich war vielleicht zu naiv, einfach zu vertrauen.»
Wieder daheim, entschied er sich, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. Er kaufte sich Equipment und tüftelte so lange, bis er zufrieden war («von der Anleitung, die 1700 Seiten hat, habe ich vielleicht zehn gelesen»). In dieser Arbeit ging Ivo auf: «Wenn ich etwas mache, dann entweder ganz oder gar nicht». Durch das Netzwerk, das sich Ivo über die Jahre aufbaute, weiss er auch, wo er anklopfen muss, wenn er mal ansteht. Auch wenn das Album so praktisch in Eigenregie entstand: Den nötigen Feinschliff verpasste den Songs Chris Lord-Alge.
Noch immer macht der Stanser sehr eingängigen Rock im eher klassischen Mainstream-Format. Das soll keineswegs abwertend klingen. Auch Ivo selber findet das: «Ich will genau das machen und habe auch nicht den Anspruch, die Musik komplett neu zu erfinden.»
Es steht ihm ganz gut. Während dieser Sound bei manch anderer Band schnell abgedroschen klingt, kann Ivo mit seiner rauchigen Stimme den Songs eine eigene Note verleihen. Eine Weiterentwicklung macht sich für Ivo vor allem in der «Konkretisierung» seiner Songs bemerkbar: «Die dreizehn Songs sind jetzt gefühlsmässig genau da, wo ich sie von Anfang an gespürt und gehört hatte.»
Das gelingt ihm auf den meisten der dreizehn Stücke ganz gut. Nicht durchgängig, aber meistens. Da und dort hätte man sich vielleicht eine Spur mehr Kreativität gewünscht, aber in sich ist «Ivo» eine stimmige Platte.
Zwar habe er keinen konkreten «Plan B» gehabt, was er machen würde, wenn es denn mit der Musik nicht mehr weitergehen sollte, aber eine Idee sei das Weinmachen gewesen. «Zumal Wein meine grosse Leidenschaft ist neben der Musik.» Und wie würde der Hobby-Winzer seine eigene Platte als Wein beschreiben? Ivo denkt lange nach: «Am Schluss wollen doch alle so einen richtig guten Bordeaux machen.» Dafür habe seine Scheibe aber noch «zu viel Lebenslust, zu viele Zweifel, zu viel Energie» – kurzum, etwas zu ungestüm.
«Aber an die guten amerikanischen Bordeaux-Verschnitte komme ich sicher ran», lächelt Ivo. Ganz wichtig sei aber: «Dekantieren. Man muss der Platte Luft geben, damit sich der Geschmack richtig entfalten kann. Einmal durchhören reicht nicht.» Er könnte noch Stunden weitersprechen. Bei all der Leidenschaft, die er an den Tag legt, war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, bei der Musik zu bleiben.
Ivo: Ivo (Sony)•••••
Eine Hörprobe finden Sie unter: www.luzernerzeitung.ch/bonus
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