Marco Kunz feiert auf seiner ersten Platte die Wonnen des Lebens. Seine Bodenständigkeit wirkt so stylish, dass die Grenze zum Kitsch mehr als nur gestreift wird.
«Settig Momänte, die setted nie ände», singt Kunz im Refrain der Single «Settig Momänte». Und weil der Luzerner euphorische Gefühle liebt, hat Kunz für sein Debütalbum «Eifach so» fast nur Hymnen auf die verschiedenen Formen gemeinschaftlichen Erlebens geschrieben und mit seiner Band und Hitmill-Produzent Georg Schlunegger als poppige Folksongs aufgenommen.
«Ich suche zwar nicht zwanghaft in allem nur das Positive, aber ich komme aus einer bodenständigen Familie, in der man ein einfaches Glück noch zu schätzen weiss», erklärt er. «Ich bin mit zwei Geschwistern und sehr viel Verwandtschaft auf dem Land – in Mauensee bei Sursee – aufgewachsen. Mein Vater hat auf dem Bau gearbeitet, meine Mutter ist Hausfrau. Ferien haben wir auf dem Zeltplatz gemacht, wichtig war uns, Zeit miteinander verbringen zu können.»
Die musikalische Prägung von Kunz fand ebenfalls im familiären Rahmen statt. Er eiferte als Kind seinem Vater nach, der im Jodelklub war, und der älteren Schwester, die Klavier spielte. Das Jodeln, mit dem er als Kind einen Nachwuchswettbewerb gewonnen hatte, gab er auf, als ihn die Kameraden immer mehr auslachten, und er eine Gitarre geschenkt bekam, auf der er eigene Lieder zu schreiben begann.
Der Weg zu «Eifach so» war jedoch kein direkter. Nach seiner Maurerlehre bekam er 2005 die Gelegenheit, halbprofessionell Sänger und später zugleich Leiter des bekannten A-cappella-Chors A-live zu werden und in über 400 Konzerten Bühnenerfahrung zu sammeln.
2011 stieg er aus, um eine eigene Band zu gründen. Schon ein Jahr später gewann Kunz, wie sein Künstlername kurz lautet, den Prix Walo als Songschreiber. Die prämierten Lieder über den Vierwaldstättersee und den verstorbenen Grossvater, der noch weiterlebt, solange der Enkel an ihn denkt («Ned elei»), öffneten ihm die Türen zur Fernsehsendung «Alperose», wo Peter Reber sein Pate war.
«Aus Begeisterung über meine Demoaufnahmen hat er sich danach auch bei Major Universal Music dafür eingesetzt, dass ich einen Plattenvertrag bekam», erläutert der Sänger. Der Berner Publikumsliebling hat ihn auch angeregt, aus «Schwedinne», einem spassig-charmanten Dauerbrenner in seinem Repertoire, einen Party-Stimmungsknüller zu machen. «Er handelt vom Mythos der grossen blonden, blauäugigen Frauen, macht ansonsten aber keinen Sinn, nur gute Laune!»
Nicht nur die Skandinavierinnen stehen beim anderen Geschlecht hoch im Kurs, auch Kunz. Manchmal allerdings, weil er einem Hollywoodstar täuschend ähnlich sieht. «In Amsterdam fiel eine Verkäuferin in einer Apotheke einmal beinahe in Schockstarre, da sie mich für Ryan Gosling hielt», erzählt er lachend. «Es gibt sogar Männer, die sich mit mir fotografieren lassen wollen, weil ihre Freundinnen auf ihn stehen. Das finde ich schon etwas schräg!»
Zum Einfluss von Georg Schlunegger, der schon Eliane, Adrian Stern und Anna Rossinelli produziert hat, sagt Kunz: «Er hat mir und meiner Band geholfen, meine Lieder so zu arrangieren, dass unser Folk authentisch klingt und sowohl zum Tanzen wie zum Mitsingen anregt.» Geschickt setzt er dafür neben Popinstrumenten Dobro, Mandoline, Hackbrett und Handclapping ein. Manchmal wirkt es allerdings schon sehr stylish, was mit den ziemlich «heile Welt»-seligen Texten nicht ungefährlich ist.
«Hymnen sind immer eine Gratwanderung.» Die einfachen Worte und langen Töne führten einen in die Nähe des Schlagers, und wenn die verwendeten Instrumente schnell gespielt würden, klinge es mehr nach Country als nach Folk. «Doch dieses Risiko gehen wir ein, denn ich finde, dass auf unserer musikalischen Reise auch das Träumen erlaubt sein sollte.»
CD: Kunz: «Eifach so» (Universal Music). •••••
Eine Hörprobe finden Sie unter: www.luzernerzeitung.ch/bonus