PORTRÄT: «Das Museum ist wieder auf Kurs»

Er ist Architekt mit grosser Leidenschaft für die Kunst. Nun setzt sich Andi Scheitlin (61) als Präsident der Luzerner Kunstgesellschaft für die Sache der Kunst ein.

Kurt Beck
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Kunstbegeistert: Andi Scheitlin, neuer Präsident der Kunstgesellschaft Luzern, in seiner Wohnung. (Bild Dominik Wunderli)

Kunstbegeistert: Andi Scheitlin, neuer Präsident der Kunstgesellschaft Luzern, in seiner Wohnung. (Bild Dominik Wunderli)

Noch hat er eine gute Woche Schonfrist. Denn offiziell beginnt sein neues Mandat Anfang nächsten Jahres. Dann ist Andi Scheitlin neuer Präsident der Kunstgesellschaft Luzern. Der 61-jährige Luzerner Architekt tritt die Nachfolge von alt Stadtrat Kurt Bieder an, der im Streit im April nach nur sechs Monaten Amtszeit als Präsident zurückgetreten war. «Eigentlich habe ich mich nicht um das Amt beworben», sagt Andi Scheitlin, der auch seine Bedenken hatte, als er angefragt wurde, ob er für den Präsidentenjob kandidieren würde.

«Klar fühlte ich mich geehrt, als die Anfrage kam, traute mir das aber nicht so ohne weiteres zu», erklärt er. «Ich wusste von den Turbulenzen vom Hörensagen, wie viele andere auch. Doch die guten Gespräche mit den Vorstandsmitgliedern und mit Museumsdirektorin Fanni Fetzer haben mich überzeugt, dass die Konflikte weitgehend beigelegt sind und das Haus wieder auf Kurs ist.» Im Oktober wurde er an einer ausserordentlichen Generalversammlung einstimmig gewählt.

Ein Präsident der Kunstgesellschaft Luzern, die über 2000 Mitglieder hat und Trägerin des Kunstmuseums Luzern ist, muss nicht unbedingt viel von Kunst verstehen. Als Präsident ist er nicht für Kurs und Programm des Museum verantwortlich, sondern er muss das Haus nach aussen repräsentieren. Eine Aufgabe, die im Normalfall keine Schlagzeilen generiert. Doch Andi Scheitlin hat sehr wohl einen ausgeprägten Hang zur Kunst. «Ich habe mich zwar nie selber künstlerisch betätigt, doch als ‹Konsument› bin ich sehr aktiv.» Zusammen mit seiner Frau besucht er rege Ausstellungen im In- und Ausland. Jüngst waren sie nach Paris gereist, um im Centre Pompidou einen Vortrag des Luzerner Künstlers Urs Lüthi zu hören. Urs Lüthi gehört auch zu den Künstlern, von denen Andi und Gabi Scheitlin mehrere Werke besitzen.

Intensive Beziehung zu Bildern

«Sammeln ist eine Leidenschaft mit Suchtpotenzial», meint Andi Scheitlin. Immerhin setzen finanzielle Mittel und räumliche Verhältnisse dem Sammeltrieb des Ehepaars Grenzen. Allerdings sind die Räume ihrer Mietwohnung – in einem Haus, das das Büro Scheitlin/Syfrig entworfen und gebaut hat – so hochgeeignet für Kunst, dass sogar Galerien neidisch werden könnten. Begeisterung, nicht Systematik befeuert ihre Leidenschaft für Bilder, die sie nicht bloss aufhängen und ab und zu mit Besitzerstolz anschauen: «Wir leben mit den Bildern, sie sind uns nah und lieb geworden», sagt Andi Scheitlin, der manchmal in den Ferien seine Bilder vermisst.

Andi Scheitlin, 1952 in Luzern geboren, hat an der ETH Zürich Architektur studiert und 1980 bei Dolf Schnebli diplomiert. Bevor er 1985 mit Marc Syfrig das Architekturbüro Scheitlin und Syfrig in Luzern gründete, holte er sich Berufserfahrungen bei Architekten in Locarno, Bern, Zug und Berlin. Die zwei Jahre (1982/1983) in Berlin bescherten ihm intensive Begegnungen mit aktueller Kunst, die ihn nachhaltig infiziert haben. Das Architekturbüro Scheitlin/Syfrig wurde zu einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte in der Luzerner Architekturszene.

Mit Kulturpreis ausgezeichnet

Das Büro hatte bald den Ruf, massgeschneiderte Lösungen zu bieten und qualitativ herausragende Architektur zu schaffen. Wichtige Bauten des Büros sind unter anderen die Transformation des Zeughauses Schwyz in das Museum Forum der Schweizer Geschichte, das Stellwerk vor dem Luzerner Bahnhof, das Tagungszentrum der Hoffmann-La Roche in Buonas am Zugersee und als jüngstes Grossprojekt das Eishockeystadion und Scheibenhochhaus in Zug. 2003 wurden Andi Scheitlin und Marc Syfrig mit den Kulturpreis der Innerschweiz ausgezeichnet.

Umbaupläne für Kunstmuseum

Vor anderthalb Jahren haben die beiden das Büro an vier langjährige Partner verkauft. Andi Scheitlin gönnt sich noch keinen Ruhestand und ist als Architekt, Berater und Wettbewerbsjuror weiterhin im Geschäft. Seine Berufserfahrung kann er auch in seinem neuen Amt schnell einbringen. Denn im ersten Amtsjahr steht die Umgestaltung des Foyers des Kunstmuseums auf der Traktandenliste. Der Eingangsbereich des Museums soll publikumsfreundlicher werden und durch einen Museumsshop und eine Cafeteria mit Aussicht auf See und Stadt aufgewertet werden.