Der deutsch-iranische Politologe und Bürgerrechtler Bijan Moini erzählt von einer totalitären Gesellschaft. Dahinter steckt viel Engagement, was aber für die Story nicht nur positiv ist.
Der junge Taso ist ein Rebell. Er bekämpft den «Würfel». Der ist ein Supercomputer der Regierung, der den Menschen ein Leben in Sicherheit, frei von Sorgen ermöglicht. Daher nimmt er ihnen alle wichtigen Entscheidungen ab, basierend auf detaillierten Daten, die er über jeden Bürger hat – «Big Data» lässt grüssen. Voraussetzung ist die Berechenbarkeit des Einzelnen, die der «Würfel» per Punktesystem belohnt.
Taso ist die persönliche Freiheit wichtiger. Er entzieht sich der Analyse des «Würfels» und zeigt im Alltag ein möglichst widersprüchliches Verhalten. Als er sich in eine Frau verliebt, welche die Annehmlichkeiten des «Würfels» eben erst entdeckt, gerät er in Konflikt mit seiner Überzeugung. Vor allem, als hartgesottene Rebellen ihn rekrutieren wollen.
Die Dystopie, die der 34-jährige Bijan Moini im Roman schildert, erinnert natürlich an Huxley, Orwell und Co. Sie hat aber auch originelle Aspekte. Etwa indem das Regime des «Würfels» aus einem demokratischen Prozess hervorgegangen ist. Und es überdies auch beobachtungsfreie Zonen zulässt, wobei die «Offliner» sozial diskriminiert werden.
Dass der Autor auf der Seite der persönlichen Freiheit steht, ist klar. Sein Engagement hat aber erzählerische Nachteile: Er konzentriert sich stark auf die Beschreibung der interessanten Zukunftsvision samt technischer Aspekte sowie auf die Diskussion um Vor- und Nachteile. Dadurch kommt die Handlung selber etwas langsam in die Gänge.
Bijan Moini: Der Würfel. Atrium, 406 S., Fr. 32.–; ab 28. Februar 2019 im Handel