«A Race in Space» ging mit einer Jam-Session zu Ende. Das Musik-Kunst-Festival beflügelt den Austausch zwischen Chicago und Luzern.
Vielfalt war angekündigt und hat Einzug gehalten, an diesem kreativen Happening von zwei Szenen in den letzten fünf Tagen im Neubad Luzern. Ausgelöst durch die Städtepartnerschaft von Luzern und Chicago und dem Künstler-Atelier in Chicago haben sich gute Begegnungen und Freundschaften zwischen Kunstschaffenden ergeben.
Das Spektrum reichte von lockeren Impro- und Groove-Jazz-Gigs bis zu künstlerisch radikaleren Performances. Zu letzteren zählten der Auftritt der Tänzerin Ayako Kato und des Kontrabassisten Jason Roebke aus Chicago. Die beiden boten ihre Performance auf den oberen Pool-Bereich im Neubad. Ayako Kato konzentriere sich auf schlichte Bewegungen, die präzise modelliert waren. Es waren bewegte «Alltags-Skulpturen», kunstvoll in Natürlichkeit gegossen, mit denen die Tänzerin sukzessive ihren Raum ausweitete und bis in den Bereich des Sprungturms vordrang. Jason Roebke verliess seinen engen Radius kaum. Wie ein Fels in der Brandung stand und klang er mit dem Kontrabass in extrem reduzierten Kadenzen.
Ein musikalisch-künstlerisches Statement par excellence war der Auftritt von Magda Mayas am präparierten Flügel und am Clavinet, einem Höhepunkt des Festivals. Die Berlinerin nutzte den Flügel nicht als konventionelles Tasteninstrument, sondern als Klangkörper, dessen Innenraum sie mit kleinen Magneten, Schnüren, Holzstäbchen und Gegenständen bestückt hatte. Dabei erschöpften sich die präparierten Erkundungen nicht in interessanten Effekten, sondern wuchsen zu einer spannungsgeladenen Instant-Komposition zusammen. Schön war der Moment, als Mayas den dröhnenden Klangfaden aus dem Flügelinnern mehrere Meter bis zum Standort ihres Clavinets zog und den Impuls mit den elektro-mechanischen Tasten des Instruments schimmernden Vibrationen weiterführte.
Eine Art «Präparation» war auch das Fred Lonberg-Holm’s Lightbox Orchestra mit zehn Musikerinnen und Musikern aus Luzern und Chicago. Conductor Fred Lonberg-Holm setzte die Musik mit Anweisungen über Laptop und Wort-Schildern fortlaufend zusammen. Jeder Musiker war gleichzeitig dennoch frei. Die Vielfalt von überraschenden Reizen fügten sich zum schillernden Puzzle- und Pixelwerk, konnten aber nicht zu einem verbindenden Stück Musik mit längeren Wechselbeziehungen zusammenwachsen.
Die Gigs im Neubad-Keller waren musikalisch konventioneller, aber mit groove-betonten Komponenten besonders zugänglich und sogar tanzbar. Die ganz und gar organisch erzeugte Trance-Musik der Joshua Abrams Natural Information Society, deren hypnotischer Sog sich rund um die dunkeln Bassfiguren des Gimbri-Spielers Joshua Abrams entfaltete, war ein schon fast technoider Kick, der das Publikum unter Körperstrom hielt.
Eine heisse Fuhr bot einen Abend später auch das Trio La Truffa mit Bassist Louis Schild, Schlagzeug Lionel Friedli und dem Spoken Word-Raconteur und Rap-Sänger Abstral Compost. Hier trafen sich melodisch akzentuierte und kraftvoll fliessende Drum- and Bass Fundamente mit einem wortgewandten, expressiven Performer zum Hip Hop Jazz der Stunde. Mit der exzellenten Band des Chicago Schlagzeugers Michael Zerang fand auch der klassische Jazz, mit Drive und Impro-Lust gespielt, den gebührenden Platz.