Klassik: Vom Sonnenaufgang inspirierte Klänge auf dem Pilatus

Musik von Robert Schumann in fantastischer Kombination mit Sonne, Sternen, einem jungen Streichquartett und einer preisgekrönten Pianistin. Auf dem Pilatus gab es ein Wochenende für alle Sinne.

Gerda Neunhoeffer
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Das Schumann-Quartett brillierte auf dem Pilatus. (Bild PD)

Das Schumann-Quartett brillierte auf dem Pilatus. (Bild PD)

Robert Schumann war auf seiner Schweizreise 1829 zwar auf der Rigi und in Luzern, worüber er in seinem Tagebuch berichtet hat, nicht aber auf dem – nach seinen Worten – «mürrischen Pilatus». Hätte der Komponist diesen Berg am letzten Wochenende erlebt, er hätte andere Worte gewählt wie «wunderbar» oder «einzigartig». Was da an Stimmung, glasklarer Fernsicht, prachtvoller Sternennacht und schimmerndem Sonnenaufgang zu erleben war, verlangte nach Superlativen.

Dazu die beiden Konzerte im sehr gut besuchten Queen-Victoria-Saal des Hotels Pilatus -Kulm, Kulinarik, naher Kontakt zu den Künstlern und Besuchern und das fantastische Wetter, das war ein Wochenende für alle Sinne.

Explosive Klangdichte und zarte Farben

Nach Beethoven und Schubert steht diesmal bei «Gipfelwerke auf dem Pilatus» vor allem Musik von Schumann auf dem Programm. Das Schumann-Quartett, die drei Brüder Erik, Ken und Mark Schumann und Liisa Randalu, spielt am Sonntag alle drei Streichquartette von Robert Schumann und mit der preisgekrönten Pianistin Yulianna Avdeeva das Klavierquintett. Wie vom Sonnenaufgang auf dem Gipfel inspiriert erklingt das Streichquartett A-Dur op. 41 Nr. 3 in der Sonntagsmatinee. Leicht wechselt die Melodie vom Cello (Mark) zur ersten Violine (Erik), farbenreich antworten zweite Violine (Ken) und Viola (Liisa Randalu). Im 2. Satz entfalten die Instrumente explosive Klangdichte, die dann in zarte Farben wechselt, um noch heftiger vorwärtszudrängen.

Das Adagio molto ist extrem intensiv, das Cello singt voller Schmelz, und wie Ken Schumann die pulsierenden Terzen spielt, die anderen klagende Themen darüberlegen, das ist Musik aus innerstem Empfinden. Anders das tänzerische Finale, mit dem man wie aus einer anderen Welt wieder ins Hier und Jetzt findet.

Im Klavierquintett erweist sich Yulianna Avdeeva als kongeniale Partnerin. Dass sie erstmals zusammen musizieren, ist unglaublich. Tramhaft sicher ergänzen sie sich zur begeisternden Interpretation. Da setzt die Pianistin mit leichter Hand und filigraner Fingerfertigkeit die Töne, sodass die Streicher gut hörbar bleiben. Und das ist in der Akustik des Saales eine Glanzleistung.

Auch musikalisch sind die fünf Interpreten ganz auf einer Wellenlänge, vom temperamentvollen Klangrausch bis in differenzierte Feinheiten bringen sie den atemlos lauschenden Zuhörern diese Musik nahe. In der Zugabe, dem Scherzo aus Antonin Dvoraks Klavierquintett, zeigen sie nochmals ihre Brillanz.

Ausdrucksvolle und eigenwillige Gestaltung

Im Abendkonzert am Samstag zuvor erklangen die beiden anderen Streichquartette aus op. 41, dazwischen spielte Yulianna Avdeeva eine Ballade und drei Mazurkas von Chopin. Die Ballade wechselt kontrastreich von poetischer Melodik in heftiges Furioso. Die Pianistin gestaltete die Werke ausdrucksvoll und eigenwillig, mit glänzender Technik und rhythmisch frei. Das Schumann-Quartett klang schön, wobei die Viola zuweilen etwas dominant schien. Den letzten Satz des 2. Quartetts nahmen sie zügig und erhöhten die Spannung unaufhaltsam bis zum fulminanten Schluss. Und wie die zahllosen Sterne am wolkenlosen Himmel wirkt die Musik strahlend nach.

Mehr Musik von Schumann, Brahms und anderen auf dem Pilatus an den nächsten Wochenenden: www.sinfonieorchester.ch.