Der Krebs verhalf einem Luzerner zu einer Wende in seinem Leben

Der Luzerner Yves Seeholzer litt an Krebs. In seinem Buch berichtet er von einem besonderen Heilungsweg.

Arno Renggli
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Yves Seeholzer hat erlebt, dass Heilung auf verschiedenen Wegen geschehen kann. Bilder: PD

Yves Seeholzer hat erlebt, dass Heilung auf verschiedenen Wegen geschehen kann. Bilder: PD

«Ich war 18 Jahre alt, als ich IHM zum ersten Mal begegnete.» So beginnt das Buch von Yves Seeholzer. ER, damit ist der Krebs gemeint, der sich in Form eines Lymphknotens zeigt und zunächst als harmlos taxiert wird. Drei Jahre später erhält Seeholzer die verheerende Diagnose.

Alles ist jetzt anders – natürlich. Der junge Koch entscheidet sich für eine klassische Behandlung inklusive Chemotherapien, das volle Programm. ER verschwindet, die Heilung scheint gelungen, doch ER kommt wieder zurück. Verzweifelt sucht Seeholzer nach neuen Wegen, macht mehrere lange Reisen nach Südostasien, Neuseeland und Indien, versucht, dem Krebs mit körperlichen wie auch spirituellen Mitteln zu begegnen.

Yves Seeholzer in Indien.

Yves Seeholzer in Indien.

Denn zunehmend wird ihm bewusst, dass die Krankheit ursächlich mit seinem bisherigen Leben zu tun hat, mit dem, was ihn eingegrenzt und unglücklich gemacht hat. Es wird ein jahrelanger Prozess mit Erfolgen und Rückschlägen, doch heute sagt der 29-Jährige von sich, vom Krebs geheilt zu sein.

Auch immer wieder Rückschläge

Wie dies geschehen ist, ob doch durch klassische Schulmedizin oder andere auch spirituelle Therapien, das will er im Buch nicht eindeutig sagen. Aber er hat aus seinen Erlebnissen den Schluss gezogen, dass man beide Wege berücksichtigen sollte. «Gemäss meiner Erfahrung ist gerade in der Heilung von Krebs der Graben zwischen beiden Ansätzen besonders gross.»

Im Buch «Wir beide und das Leben» berichtet er über seinen Umgang mit Krebs, vor allem aber auch über seine Reisen und seine damit verbundenen Erlebnisse und Erfahrungen. Das ist gut und spannend geschrieben. Ehrlich schildert er auch, dass die Fülle an Eindrücken und Erkenntnissen nicht sofort nachhaltige Wirkung hatte, dass sich vielmehr nach als gross empfundenen Fortschritten immer wieder auch Rückschläge zeigten. Diese führten ihn teilweise auch wieder in alte Lebensmuster zurück, die er eigentlich hinter sich lassen wollte. Eine besondere Herausforderung war, dass auch seine Mutter an Krebs erkrankte. Wie ihr beistehen und sie zugleich auch loszulassen, wurde für ihn zu einem steten Thema.

Braucht es eine Diagnose, um etwas zu verändern?

Zwar will er mit dem Buch andere inspirieren. Klar ist aber auch, dass seine Wege nicht einfach nachzuahmen sind, etwa für jemanden, der vielleicht selber eine Krebsdiagnose erhalten hat. Nur schon der Aufwand, den Seeholzer betrieben hat, begünstigt durch seine private Ungebundenheit und eine grosse Portion Abenteuerlust, ist für die meisten wohl nicht realistisch.

«Das Buch zeigt, dass man etwas verändern kann, wenn man die Verantwortung für sein Leben übernimmt. Und dass man dafür sehr unterschiedliche Wege finden kann, wenn man es motiviert und offen angeht.» Yves Seeholzer bietet heute neben Yoga-Kursen auch Coachings an. «Vereinfacht gesagt versuche ich, Menschen zu helfen, aus emotionalen Routinen auszubrechen.» Und ihnen zu sagen, dass man eine Wahl hat, wie man in bestimmten Situationen gefühlsmässig reagiert.

Am Ende wirft Yves Seeholzer mit seinem Buch auch folgende Frage auf: Braucht es wirklich so etwas Einschneidendes wie eine Krebsdiagnose, um Dinge zu verändern, die unwichtig sind oder einem keine Freude bereiten? Vielleicht nicht.

Yves Seeholzer: Wir beide und das Leben. Scorpio Verlag, 215 Seiten.