Wo gehen eigentlich die Gedanken hin?

Der Luzerner Künstler Bruno Bussmann erkundet in der Luzerner Galerie Apropos die Poesie des Augenblicks. Seine Ausstellung ist eine Zeitreise in das Luzern der 1970er-Jahre und in das China der Gegenwart.

Andrea Portmann
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Fotografische Arbeiten (links) und das Ölbild "Wo gehen eigentlich die Gedanken hin" (rechts) von Bruno Bussmann in der Galerie Apropos in Luzern. (Bild: PD)

Fotografische Arbeiten (links) und das Ölbild "Wo gehen eigentlich die Gedanken hin" (rechts) von Bruno Bussmann in der Galerie Apropos in Luzern. (Bild: PD)

Was zeigt sich, wenn man dem Augenblick nachspürt? Wenn man den Augenblick weit werden, ihn Form annehmen lässt? Ihm seine Magie zu entlocken versucht? Es zeigen sich Poesien des Augenblicks! In der Begegnung mit den künstlerischen Arbeiten des Luzerner Künstlers Bruno Bussmann (*1943), die zurzeit in der Galerie Apropos in Luzern zu sehen sind, werden sie erfahrbar.

Auf grossem Format das Porträt einer jungen Chinesin (siehe Bild): In sich ruhend, lässt sie ihren Blick in die Weite schweifen. Im Wechselspiel mit dem Bildtitel «Wo gehen eigentlich die Gedanken hin?» wird die Frau zum Sinnbild für das Sicheinlassen auf den Augenblick, in dem Gedanken aufkommen können – als notierte Ideen oder Handlungen Form annehmen oder still wieder verschwinden, um womöglich zu einem späteren Zeitpunkt, in neuen Konstellationen wieder aufzutauchen. Das Ölbild gehört zu einer Serie aktueller Malereien, an denen der Künstler dieses Jahr während eines dreimonatigen Aufenthalts in China zu arbeiten begann. Überraschend kombiniert er sie mit Fotoarbeiten aus den 1970ern und spannt so den Bogen zurück in die Vergangenheit.

Spuren des Zeitgeists der 1970er-Jahre

Damals wohnte er oberhalb der Galerie Apropos. Einige Fotoarbeiten entstanden in den Galerieräumlichkeiten, während Bussmann Performances machte. Die vor allem konzeptuell angelegten Fotoarbeiten vermitteln den lebhaften und experimentierfreudigen Zeitgeist der 1970er-Jahre. Als historische Dokumente sind sie ein Beispiel dafür, wie wichtig die Galerie Apropos als Plattform für neue Inhalte und Formen in jenen Jahren bereits war.

Bussmann taucht darin selbst als Figur auf: Als Fotograf mit Polaroidkamera der Sicht des Zufalls die Auswahl des Ausschnitts überlassend, als Magier, der einen blauen Ballon aufbläst, während im Hintergrund wie aus dem Nichts eine blaue Rauchwolke aufzischt oder als ein sich immer näher zu den Betrachtenden bewegender Mensch, dessen Schatten allmählich verschwindet.

Bruno Bussmann, «Poesien des Augenblicks – Apropos 1978». Galerie Apropos, Sentimattstrasse 6, Luzern. Do 17-20 Uhr, Fr/Sa 15–18 Uhr. Bis 22.12.