Ausstellung Emmen
Zehn Kunstschaffende von hier: Man wird überrascht, was Zeichnungen alles sein können

Zeichnen ist eine Kunst, die äusserst vielfältig ist: Das zeigt die Ausstellung «Zeitspuren» im Akku Emmen mit Werken von zehn Kunstschaffenden aus der Region Luzern.

Pirmin Bossart 1 Kommentar
Drucken
Gesamteindruck von der Ausstellung im Akku, welche Werke von zehn Kunstschaffenden aus der Zentralschweiz zeigt.

Gesamteindruck von der Ausstellung im Akku, welche Werke von zehn Kunstschaffenden aus der Zentralschweiz zeigt.

Bilder: Marius Geschinske

Die Ausstellung «Zeitspuren» in der Akku-Kunstplattform in Emmenbrücke lädt dazu ein, zeitgenössische Positionen der Zentralschweizer Zeichnung kennen zu lernen. «Die Arbeiten verweisen auf die verschiedensten Möglichkeiten der Zeichnung, das Phänomen der Zeit zu reflektieren», sagt Gastkurator Marius Geschinske. Die Ausstellung ist Auftakt des gross angelegten Projektes «Dessin – Zentralschweizer Zeichnung», das bis ins Frühjahr 2023 dauert.

Zeichnen ist ein spontanes und unmittelbares Medium. Ein Stift und ein Blatt Papier genügen. Doch die Ausstellung in der Akku-Plattform Emmenbrücke geht weit über diese Grundsätzlichkeit hinaus. Da gibt es Zeichnungen, die eher wie eine Malerei oder wie eine Skulptur wirken. Und sehr schnell wird klar, dass wohl jede und jeder zeichnen kann, aber bei weitem nicht alle das Substanzielle dieser Kunst so ausloten und transformieren können, wie es im Akku zu sehen ist.

Thema Zeit und somit auch Vergänglichkeit

Marius Geschinske war nach dem Leitungswechsel im Akku eingeladen worden, aus den zehn bereits bestimmten Künstlerinnen und Künstlern Werke auszusuchen und eine Ausstellung zu gestalten. Er entwarf am Reissbrett erste Anordnungen und brachte sie in Einklang mit dem Ausstellungsraum und seinen Durchblicken.

«Ich habe versucht, mit dem Thema Zeit ein Konzept zu entwickeln», sagt Geschinske. Das ist ihm mit der Auswahl der Werke und deren räumlicher Beziehung treffend gelungen. Der Gastkurator hat jede der zehn Positionen in einer kleinen Broschüre Zeit reflektierend kommentiert. Zum Thema Zeit gehört ganz natürlich das Vergängliche. Das ist in vielen Werken eingeschrieben – mal subtiler, mal direkter.

Mit Salz und Birkensaft

Der Rundgang führt von den prähistorisch anmutenden Figürlichkeiten, wie sie Therese Weber (Hergiswil) mit Chinatusche und Ölkreide entwirft, über die grossflächigen, eindrücklichen Buchenstämme von Lea Achermann (Luzern) bis zu einer 12er-Serie von Ruth Rieder (Luzern) aus abstrakt wirkenden Zeichen und Bewegungen in multiplen Perspektiven.

In einer weiteren seriellen Arbeit hat Ruth Rieder gefässartige Objekte gezeichnet, die sich in einem Übergangszustand zu etwa Neuem zu befinden scheinen. Nochmals ganz anders wirkt ihre dritte Arbeit, in der sich diverse, auch digitale Techniken überlagern und eine verknäuelte Farbigkeit aus pflanzlichen Organismen zu explodieren scheint.

Zweimal Porträt Buche von Lea Achermann.

Zweimal Porträt Buche von Lea Achermann.

Eine serielle Arbeit sind auch die 18 Blätter «A memoria» von Ursula Bossard (Holzhäusern). Sie zeichnete von einem gleichbleibenden Standort am Fenster den Blick nach draussen in den Garten während der Dämmerstunden aus der Erinnerung heraus. So macht sie in den schattenhaft sich verändernden Umrissen ganz verschiedene Variationen der Erinnerung deutlich. Eine an Naturereignissen geschulte, sensible Beobachtungsgabe vermitteln die drei Zeichnungen von Susanne Haas (Luzern). Das farbig aufgemachte Fadenknäuel von Irene Naef (Luzern) zeigt, wie die Künstlerin das Zeichnerische mit Öl und Acryl bis in die Wahrnehmung einer plastischen Malerei verlängert.

Man kann auch selber zeichnen

Serafin Krieger (Emmenbrücke) bricht mit dem konventionellen Zeichnen, wenn er mit «Lothar» eine Anzahl von Sonne und Wetter «verbrannten» Holzbrettern eines zusammengefallenen Hühnerstalls aufreiht oder die radialen Werke «Exil» und «Zeitlos» mit einer mechanischen Zeichenmaschine gestaltet hat. Und Nina Caviezel (Adligenswil) zeichnet mit Butter auf Fotopapier. Carmela Gander (Luzern) hat für «Tetris» flüssigen Birkenzucker verwendet und mit «Aus Zeit» die erstarrte Bewegung der ausströmenden Gischt als kristalline Salzspur am Boden gestaltet.

«Lothar» von Serafin Krieger.

«Lothar» von Serafin Krieger.

Im Kabinett lassen sich Zeichnungen von 45 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe Emmen (Leitung Manuel Suarez) entdecken, die mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit am Zifferblatt der Zeit drehen. Am Ende des Rundgangs hängt ein dicker Filzstift an einer Schnur von der Wand, damit auch die Besuchenden ihre Eindrücke oder Geistesblitze direkt auf die Wand zeichnen, kritzeln, schreiben, malen – also Zeitspuren hinterlassen können.

Die Ausstellung dauert bis am 23. Oktober. Im Rahmen von «Zeitspuren» gibt es ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Gesprächen, Podiumsdiskussion und Liveproduktionen. Weitere Informationen: www.akku-emmen.ch.

1 Kommentar