2021 feierte die Rigi-Bahn-Erschliessung ihr 150-jähriges Jubiläum. Mit einjähriger Verzögerung ist nun ab nächstem Mittwoch auf Rigi Staffel ein grosses Festspiel zum historischen Ereignis zu erleben. «Rigi – Königin der Berge»-Komponist Christoph Walter erklärt, was es mit der Grossproduktion auf sich hat.
Was genau darf das Publikum auf der Rigi erwarten? Ein historisches Volkstheater? Ein Popmusical? Ein Klassikkonzert?
Christoph Walter: Es wird eine Mischung aus vielen Dingen sein. Und ein richtiges Festspiel in der Schwingarena. Mit dabei sind Profimusiker genauso wie zahlreiche Amateure. Insgesamt sind 250 Leute beteiligt, darunter Jodelklubs, Trychler und ein Älpler, der auch die Rolle des Sprechers übernehmen wird. Wir haben sieben in sich geschlossene Akte entwickelt. Jedes dieser Bilder wird eine eigenständige Episode der Geschichte des Bergs erzählen. So begegnen wir Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe oder auch Queen Victoria. Ausserdem wird ein Alpaufzug samt Tieren zu sehen sein. Und noch einiges mehr. Im Zentrum steht dabei die Musik. Sie erzählt die Geschichten mit, gesprochen wird eher weniger. Es wird nicht im klassischen Sinn Theater gespielt, sondern die Musik wird mit szenischen Darbietungen begleitet.
Die angekündigte musikalische Bandbreite ist weit: Was beinhaltet sie alles?
Walter: Das deckt von traditioneller Volksmusik bis modernem Pop sehr vieles ab. Den Anfang machen Trychler, später wird zum Beispiel eine Interpretation von Brahms' Erster Sinfonie genauso zu hören sein wie ein Hip-Hop-Stück mit dem Luzerner Rapper Visu. Fabienne Louves wird den Rigi-Song zum Besten geben – ein typisches Pop-Stück. Wir vermengen auch irische mit hiesigen Volksmusikklängen. Und bei Lagerfeuerromantik erklingt das Kinderlied «Weisst du, wie viel Sternlein stehen?» Es ist ein grosses Potpourri mit dem Ziel, ein breites Publikum anzusprechen.
Mit so vielen unterschiedlichen Leuten aus verschiedensten Sparten zusammenzuarbeiten, ist bestimmt mit einigen organisatorischen Hürden verbunden. Was waren die grössten Herausforderungen?
Walter: Ich habe glücklicherweise schon einige Erfahrungen gesammelt mit derartigen Grossanlässen. Beispielsweise als musikalischer Leiter des Esaf 2019 in Zug. Solche Projekte haben immer ihren Reiz und bringen gleichzeitig naturgemäss einige Schwierigkeiten mit sich. Zum Beispiel in Sachen Proben. Hier wurde bisher stets individuell von den einzelnen Acts und Gruppen gearbeitet. Nun kommen in den nächsten Tagen alle zusammen. Eigentlich geht es erst jetzt – relativ kurz vor der Premiere – so richtig los. Dabei werde ich zuweilen wie ein Filmregisseur mit Megafon Anweisungen geben müssen. Vor allem in der Arbeit mit den Laien braucht es zudem viel Fingerspitzengefühl. Doch deren fehlende Profi-Erfahrungen machen sie oft mit grosser Begeisterung wett. Das ist immer wieder schön zu erleben.
Welchen Einfluss hatte die spezielle Kulisse auf Sie persönlich und damit auf die komponierte Musik?
Walter: Ich war von Anfang an fasziniert von der Idee, ein solches Festspiel auf der Rigi auf die Beine zu stellen. Der Blick von der und auf die Staffel mit ihrer Arena war beim Komponieren mein ständiger Begleiter vor dem inneren Auge. Zudem erwachsen einem, wenn man vor Ort ist, so viele neue Ideen. Die Mystik und Schönheit dieses Berges fliessen daher stark in die Musik ein. Darin entfaltet sich eine besondere Atmosphäre, die das Gemüt berührt.
Programmiert sind fünf Aufführungen von nächstem Mittwoch bis Sonntag. Warum nur so wenige?
Walter: Das hat mit wirtschaftlichen Überlegungen und der Coronapandemie zu tun. Diese hat viele Unwägbarkeiten im gesamten Kulturbetrieb geschaffen. Gerade Grossanlässe zu planen, barg bis zuletzt viele Unsicherheiten. Das nun stattfindende Festspiel hätte ja ursprünglich vor einem Jahr stattfinden sollen. Man weiss eben nie, was die weitere Entwicklung so bringt und auch, ob zum Beispiel das Publikum wieder zuverlässig die Zuschauerränge füllen wird. Gleichzeitig sind unsere Fixkosten hoch, weshalb wir vorsichtig geplant haben. Aber ich bin zuversichtlich und denke, dass die Rahmenbedingungen stimmen, um die Produktion zu einem Erfolg zu machen.
Ist es denkbar, dass es im Falle grossen Zulaufs auch einige Zusatzvorstellungen gibt?
Walter: Absolut, lassen wir uns überraschen!