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Das Kammermusikfestival «Klang» Meggen feierte in der St. Charles Hall sein zehnjähriges Jubiläum. Unter der künstlerischen Leitung von Fabio di Càsola verband es hochkarätige Besetzungen mit familiärer Ambiance.
Die Saison der Kammermusik-Festivals im Sommer ist definitiv eröffnet. Den Auftakt machte der Bürgenstock, der mit dem Panoramablick ins Mittelland den für Sommerfestivals typischen Naturzauber bietet. Klang Meggen kehrte nun am Wochenende die Perspektive um.
So sah man während des Auftritts des Stradivari Quartetts am Samstag in der St. Charles Hall durch offene Fenster auf den Bürgenstock. Und der Raum dazwischen spielte gleichsam mit, als sich die Stradivaris mit dem Pianisten Adrian Oetiker im g-Moll-Klavierquartett von Brahms vereinte. Denn die Musik trat hier derart leidenschaftlich über die Ufer, als bräuchte sie zur Entfaltung die ganze Welt.
Das war in jeder Hinsicht atemberaubend. Und zeigte einen Grund für den Erfolg des Klang-Festivals, das sein zehnjähriges Bestehen feiert und Meggen zu einem festen Platz auf der musikalischen Landkarte verhalf. Denn Meggen teilt mit Alpen-Festivals die Naturkulisse. Aber dass man diese von unten sieht, hat den Vorteil der Nähe zur Stadt, von wo aus die St.Charles Hall mit dem Zug bequem zu erreichen ist. Und mit Schloss Meggenhorn und der St.Charles Hall verfügt es über Orte, die das perfekte historische Ambiente bieten für Kammermusik. Dass sie dennoch den Klang-typischen familiären Charakter nicht beeinträchtigen, zeigte am Samstag das gesellige Essen draussen vor prächtiger Naturkulisse.
Schon die Eröffnung am Freitag bewies mit einer Grossbesetzung, dass das in der St.Charles Hall auch für die Akustik gilt. Der Klarinettist und künstlerische Leiter Fabio di Càsola versammelte für Schuberts Oktett Absolventen der Musikhochschule in Zürich, wo er unterrichtet. Wo sich die Geigen zu betörendem Wiener Schmelz vereinen, hörte man das so hautnah wie im Hauskonzert. Und mit Klarinette, Fagott und Horn bekam der Klang eine angenehme sinfonische Präsenz und Weite im Raum.
Das galt selbst am Samstag für die in einer trockenen Akustik heikle Besetzung mit Klavier. Oetiker spielte zwar mit dem Stradivari-Trio die Dramatik und den Zigeunerschmiss des Werks mit bedrängender Grandezza aus. Aber er führte die Musik auch in eine verlöschende Intimität zurück und liess die Seele frei baumeln.
Welche Individualisten im Stradivari Quartett vereint sind, hatte zuvor Mendelssohns e-Moll-Streichquartett vorgeführt. Da verschmolz die virtuos drängende Geige von Xiaoming Wangs mit jener von Maya Kadosh zu sattem Glanz. Und die Bratsche von Lech Antonio Uszynski trat prominent wie die kleine Schwester des impulsgebenden Cellos von Maja Weber hervor. Dass sich Mitglieder des Quartetts bis Sonntag in verschiedenen Konstellationen auch mit dem di Càsola verbanden, verhalf diesem Jahrgang zu einer hochkarätigen Künstlerfamilie, die den Jubiläumscharakter unterstrich.
Letztes Konzert: Sonntag, 26. Juni, 17.45, St. Charles Hall Meggen (u.a. Schuberts Forellenquintett mit dem Stradivari Quartett und dem Pianisten Adrian Oetiker). www.klang.ch