Ein Familienkonzert, das wirklich «fägt»: Das Ensemble Klangcombi ging im Marianischen Saal in Luzern mit Musik, Bildern und Moderation bis ins Weltall neue Wege.
Viel schneller als das durchschnittliche Publikum klassischer Konzerte erklommen am Freitag die jüngsten Gäste – meist Kinder unter 10 Jahren – die Treppen zum Marianischen Saal im 4. Stock des altehrwürdigen Gebäudes an der Bahnhofsstrasse in Luzern. Aber das Programm war nicht weniger vielschichtig als an Abenden mit einer älteren Zielgruppe.
Dafür sorgte das Ensemble Klangcombi mit Adrian Häusler und Judith Müller an den Violinen, Nicola Romanò am Cello, Severin Barmettler am Kontrabass und Markus Lauterburg am Schlagzeug. Sie kombinierten im Programm «Es guets Gfühl» Volksmusik, Klassik, Geräusche und Improvisation. Zwischen den Stücken beantwortete Brigitte Lang in humorvoller Manier tiefe Fragen: Was löst Musik in uns aus? Wie wirkt sie auf uns? Hier lernten Kinder und Erwachsene über Giftkäfer und -pfeile, beschwipste Elefanten, Belohnungs- und Bindungshormone und den Ursprung der Gänsehaut, die man mehrmals während des Konzerts auch selbst spüren durfte.
Die neuen Leiter der Kammermusik im Marianischen Saal, das Musikerpaar Brigitte Lang und Stefan Pavlik, arbeiten mit diesem neuen Format des Familienkonzerts zu Feierabend auf ihr Ziel hin, ein jüngeres Publikum für die Klassik zu gewinnen. In diese Richtung geht auch das nächste Konzert am 26. März, in dem das Danish String Quartet Schubert mit neu interpretierter nordischer Volksmusik verbindet.
Dass Kinder dieses Alters einem Perkussionisten während eines fünfminütigen Schlagzeug-Solos an den Lippen, oder wohl eher an den Schlegeln hängen, und mucksmäuschenstill einem Pizzicato-Ostinato mit improvisierenden Solistinnen und Solisten lauschen, sieht man nicht alle Tage. Dieses Konzert beweist: Musik für Kinder darf zwar beschwingt klingen, muss deswegen aber noch lange nicht simpel daherkommen.
So hätte man kaum geahnt, dass das aus Eigenkompositionen von Markus Lauterburg und Adrian Häusler bestehende Programm ursprünglich nicht für dieses Setting konzipiert wurde. Doch die Moderation verwandelte die Stücke mit Titeln wie «Herr Fröhlich», «Frau Jolie» oder «Elefantenrausch» zu einer musikalischen Reise aus dem Innersten – «es guets Gfühl» – bis ins Weltall.
Gelungen ist diese Gratwanderung von kindgerechter Musikvermittlung und musikalischem Qualitätsanspruch auch durch den Einbezug einer Schulklasse der Montessori-Schule Luzern. Die Kinder zeigten dem Publikum Bilder, die sie zur Musik selbst gemalt hatten. Im Schlussstück «outer space» wurden die Scheinwerfer gelöscht, Lichterketten von den Kindern koordiniert eingeschaltet und durch die Sitzreihen gereicht. Da wurden auch die Grenzen zwischen passivem Musikerleben und partizipativem Konzertereignis ganz überwunden.
Grenzen überwinden, zugänglich sein, abholen – diese Idee verfolgte Lang als Moderatorin auch mit persönlich gehaltenen Kurzinterviews mit den Musikern auf der Bühne. Wird also durch Veranstaltungen wie diese nachhaltig eine neue Generation von Konzertgängerinnen und Konzertgängern angesprochen? Das Konzept überzeugt, umso bedauerlicher ist, dass im Marianischen Saal pro Spielzeit nur ein Familienkonzert angedacht ist. Ein Konzertbesuch pro Jahr macht noch kein neues Klassikstammpublikum.
So, 26. März, 17.00: Danish Quartet (Schubert, nordische Volksmusik); www.kammermusik-luzern.ch