Die aktuelle Einzelausstellung in der Galerie Renggli zeigt vielfältige Arbeiten der Luzerner Künstlerin Anna Margrit Annen zum Thema «Wege und Orte».
An den Formen von Häusern hat sich Anna Margrit Annen eigens für diese Ausstellung orientiert. Vereinfachte Umrisse, kombiniert mit Rastern, Rahmen und Wörtern stehen im Zentrum der Ausstellung in der Galerie Renggli. «Das sind Orte, wo man ist – wechselnde Orte», sagt die Künstlerin beim Rundgang.
Die grösseren Malereien in vorwiegend pastelligen Acrylfarben im Eingangsbereich tragen keine Titel. Verbindend ist die farblich hervorgehobene Hausform, spielerisch umrahmt und individuell gestaltet. Das erste Werk ist mit einem Koordinatenraster umrahmt, worin Wörter Akzente setzen. «Die und noch mehr habe ich in James Joyces «Ulysses» gefunden. Der Text hat entfernt auch mit dem Unterwegssein zu tun», so Anna Margrit Annen.
Wie vielfältig das Thema ist, zeigen hier die fünf grösseren Arbeiten. Eines stellt einen knallig rot leuchtenden Block ins Zentrum, wobei dessen Wirkung durch mehrere Rahmen in braun, blau und weiss verstärkt wird. Aus einer Vielzahl von neuen Arbeiten hat Anna Margrit Annen für das Obergeschoss die Serie «Kleine Orte» zusammengestellt. Keine der mit Acryl auf weissem Papier gemalten Gebäudeformen gleicht der anderen. «Bei der Zusammenstellung haben wir auf die Wirkung der freundlichen Farben geachtet», sagt die Künstlerin. Und sie gibt weiter zu, dass ihr die Serie selber gut gefällt.
Als weiterer Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit ist die Objekt-Serie «backyard» zu sehen – luftige Hinterhöfe aus weiss lackiertem Karton. Der Clou ist jeweils das reflektierende Rot, das aus dem Innern leuchtet. Das Spannende am Einsatz von Rot ist für die Künstlerin seine doppelte Bedeutung: «Es lockt und warnt gleichermassen.» Immer wieder widmet sich Anna Margrit Annen auch der Radierung, wie die Unikat-Serie «rote Häuser» von 2015 zeigt. Dass der «Ulysses» sie schon früher beschäftigt hat, verdeutlicht die Serie von 2016 mit Radierungen.
Das Unterwegssein sei schon länger ihr Thema: «Das passt zu mir und meiner Arbeit.» Auch die habe sich im Laufe der Zeit verändert. «Für mich ist das die grössere Herausforderung. Und das ist spannend, weil immer etwas anderes kommt.» Das gilt auch für ihre Ateliersituation. Derzeit arbeitet sie im Luzerner Bruchmatt-Quartier. Im letzten Winter sei es aber so kalt gewesen, dass sie nicht mehr habe arbeiten können. Deswegen sucht sie bis Ende November ein neues Atelier, was in Luzern nicht so einfach sei.
Obwohl sie heute in Luzern verwurzelt ist, reist sie gerne, beispielsweise nach Paris und Berlin. Auch mit dem Kanton Zug sei sie als 1951 geborene Baarerin weiterhin verbunden: «Ich kenne hier viele Leute.» Anna Margrit Annen hat nach einigen Jahren als Primarlehrerin an der Schule für Gestaltung in Luzern und Basel (Video) studiert. Sie erhielt diverse Werkbeiträge, im Jahre 1995 das Zuger Werkjahr sowie 1997 den Anerkennungspreis der Stadt Luzern. «Schon als Kind wollte ich Künstlerin werden. Das ist für mich der richtige Weg, er ist interessant wie in der Forschung. In der Kunst kann man etwas genauer ansehen», sagt Anna Margrit Annen voller Überzeugung, und sie ergänzt: «Das Bildnerische Gestalten ist etwas Lustvolles. Man darf probieren. Und es ist der Vorteil des Berufes: Man kann immer wieder neu anfangen.»
Monika Wegmann
Hinweis: Die Ausstellung «Wege und Orte» von Anna Margrit Annen läuft bis 30. September in der Galerie Renggli, Ober-Altstadt 8, Zug. Am 10. September ist von 14 bis 17 Uhr Apéro; 15 Uhr Führung mit der Künstlerin.