Mit einer überzeugenden Performance hats der Schweizer Beitrag geschafft: Die Finalqualifikation in Rotterdam ist Tatsache. Damit kann man am Samstag erneut Daumen drücken.
Eine Runde weiter: Gjon's Tears wird auch am Samstag am Eurovision Song Contest für die Schweiz antreten. Der Fribourger mit kosovarischen Wurzeln zeigte im Halbfinale eine starke Leistung und schaffte mit «Tout l’Univers» den Sprung ins Finale. Wie gut er bei Publikum und Jury angekommen ist, veröffentlichen die Sendungsmacher aber nicht: Es könnte das Voting im Finale beeinflussen, wenn die Wertungen aus dem Halbfinale bekannt sind. Auch die Nennung der Finalisten erfolgt nach einer zufälligen Reihenfolge.
Nach dem Halbfinal kann man als (halbwegs) objektiver Beobachter aber sagen, dass die Chancen der Schweiz eigentlich gut stehen müssten. Sowohl Song wie auch Performance fallen auf und nicht ab. Zwar fehlt bei Gion's Tears vielleicht der ganz grosse Knallermoment in seiner Darbietung, aber er schafft es seinen Song spannungsgeladen und mit der gebotenen Dramatik rüberzubringen. Zudem blieb er in den schwierigen Passagen sehr sauber und traf auch die hohen Töne perfekt. Vom Publikum in Rotterdam, 3500 waren in der Halle, wurde er jedenfalls mit grossem Applaus bedacht.
Alles andere als ein Weiterkommen wäre aber auch eine Überraschung gewesen: Buchmacher und Eurovisions-Experten trauen dem 22-Jährigen einen Spitzenplatz zu. Musikalisch und stimmlich ist der Schweizer Beitrag deutlich über dem Eurovisions-Durchschnitt. Er verbiegt sich nicht nach vermeintlichen Trends, sondern verfügt über eine eigene Handschrift. Etwas was man bei vielen anderen Beiträgen des Abends schmerzlich vermisste: Da wurde kopiert, bis sich die Noten biegen. Aber egal ob Möchtegern-Beyoncé oder Hobby-Britney: Das Original ist halt meist besser.
Im Rahmenprogramm des Finales hätte auch Duncan Laurence auftreten sollen. Der Sieger des Eurovision Song Contest 2019 ist allerdings an Corona erkrankt, wie die Veranstalter am Donnerstag mitteilten. Er habe nur milde Symptome, werde aber wegen der verordneten Isolation seine Performance nicht durchführen können, er werde aber anderswie in der Show aufscheinen. Um den Wettbewerb durchführen zu können, werden alle Teilnehmer regelmässig auf Corona getestet. Seit dem 6. April seien bisher über 24'000 Tests durchgeführt worden, positiv waren nur 16.
Einer von diesen 16 war auch ein Teilnehmer der Truppe aus Island. Darum gab es deren Beitrag nur via Einspieler. Der Beitrag war auch so jedenfalls einer der Besten. In einer ansonsten doch sehr durchzogenen Show mit tendenziell etwas zu kurzen Röcken, zu vielen halbgaren Anleihen an den 80ern und meist etwas farblosem Pop. Immerhin: Für den Schweizer Beitrag ist dies eigentlich ein gutes Zeichen. Das steigert die Chancen auf einen Spitzenplatz im Finale deutlich. Im Meer der Durchschnittlichkeit war Gjon's Tears ein herausragender Eisberg.
Ohne den Umweg übers Halbfinale sind die Beiträge aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich und den Niederlanden für die Finalshow qualifiziert. Im ersten Halbfinale schafften es Norwegen, Israel, Russland, Aserbaidschan, Malta, Litauen, Zypern, Schweden, Belgien und die Ukraine. Das Finale findet am Samstag ab 21.00 Uhr statt und wird auf SRF2 live übertragen. Insgesamt kämpfen dort 26 Länder um den Titel. Das Siegerland ist gleichzeitig der Austragungsort des nächsten Eurovision Song Contest.