Auch dieses Jahr fehlt es nicht an Dream-Cars. Ansonsten gehört der gestern eröffnete Autosalon in Genf aber den erschwinglichen Autos sowie den Hybriden.
Bruno Knellwolf
Daimler-Chef Dieter Zetsche lässt es sich nicht nehmen und fährt selbst mit einer der neun Weltpremieren von Mercedes-Benz auf die Bühne. Mit dem Mercedes-AMG GT 4-Türer Coupé, welches vor allem eines soll: die in den letzten fünf Jahren dauernd wachsenden Verkaufszahlen des Mercedes-Veredlers AMG weiter auf Kurs halten. Performance, also Leistung, werde hier mit Familie zusammengebracht, erklärt Zetsche.
Das schöne Coupé mit 639 PS Leistung ist allerdings nichts für arme Familienväter und ist somit nur einer bestimmten Spezies von Familie zugedacht. So wie halt zum Beispiel ein Porsche Panamera. Neben dem AMG-Sportwagen, der auf der Plattform der Mercedes-E-Klasse aufbaut, präsentiert Daimler aber auch Autos für kleinere Portemonnaies und geht damit auch bei der Elektrifizierung einen grossen Schritt weiter. Zu sehen ist neben zwei Hybrid-Modellen der Smart EQ – ein reiner Elektrosmart, welcher den Smart mit Verbrennungsmotor in zwei Jahren endgültig ablösen wird, wie Smart-Chefin Anette Winkler sagt. «Der Smart war vor 20 Jahren schon der radikalste City-Car.» Der Smart EQ sei nun auch in Zukunft der perfekte Stadtwagen, weil die Städte immer elektrischer würden. Mit seiner Reichweite von 160 Kilometern sei er darin am richtigen Platz. In der Stadt brauche niemand ein Elektromobil mit 400 Kilometer Reichweite.
Hybride und Elektromobile sind auch bei anderen Marken zu sehen am 88. Internationalen Autosalon. Skoda zeigt noch keinen Hybrid, wird aber bald einen in der Palette haben, wie Emanuel Steinbeck von Skoda erklärt. Um den CO2-Zielen zu entsprechen, kommt auch der tschechische Autohersteller nicht um eine Elektrifizierung herum und wird nächstes Jahr einen Skoda Superb als Plug-in-Hybridauto vorstellen. Danach einen vollelektrischen Citigo. Jetzt schon als Concept-Car zu sehen ist die Vision X, die irgendwann zu einem kompakten, urbanen SUV werden soll.
Der Rundgang durch die Palexpo-Hallen zeigt, dass die Hersteller vor allem Modelle für die Masse ausstellen, mit denen die generell guten Verkaufszahlen der Branche im vergangenen Jahr gehalten werden sollen. Einige überzeugen mit gelungenem Design wie der neue Peugeot 508 oder auch der Volvo V60. Ein schön gezeichneter Kombi, dem Volvo-Chef Lex Kerssemakers bei der Vorstellung der Weltpremiere in Genf gleich ein Kanu aufs Dach setzen lässt, um die Vielseitigkeit des Familienautos zu zeigen. Der Volvo-Chef hat sowieso gute Laune: Am Montag wurde der Volvo XC40 von einer internationalen Jury in Genf zum «Car of the Year» gewählt. Auch bei Jaguar ist die Elektrifizierung wie bei allen Herstellern ein Thema, was mit dem neuen Jaguar I-Pace bewiesen wird. Bei Lexus erfährt man, dass 98 Prozent der 75000 im Jahr 2017 in Europa verkauften Autos der japanischen Marke elektrifiziert sind. Passend dazu zeigen die Japaner die Weltpremiere des Lexus Geländewagens UX. Ebenfalls einen Geländewagen zeigt BMW mit dem X4 und Hyundai mit dem Santa Fe. Interessant bei den Südkoreanern sind auch der elektrische Kona und der Nexo mit Brennstoffzelle im Wasserstofffahrzeug.
Bei Land Rover ist man überzeugt davon, «dass ein neuer Diesel eine gute Wahl ist», zeigt das Range Rover SV Coupé aber als V8-Benziner. Kia hat den Ceed komplett überarbeitet und stellt diesen in der dritten Generation vor.
Und was fällt sonst noch auf? Die Political Correctness macht anscheinend auch vor der Automesse nicht halt. Kaum ein Hersteller lässt, wie früher vor allem bei südländischen Marken üblich, hübsch und sommerlich bekleidete Hostessen die Autos vorführen. Das freut die einen, ärgert die anderen – auch wenn sie das vielleicht nicht zu sagen wagen.