Allein auf der Halbinsel

Einblicke

Christian P. Meier, Leiter Storypool
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Autoren-PorträtsChristian Peter Meier

Autoren-PorträtsChristian Peter Meier

Kürzlich habe ich mir an einem Samstagnachmittag so richtig den Überblick verschafft – und zwar im Rahmen einer längeren Luzerner Stadt- und Agglowanderung. Als klassischer Schreibtischtäter mit Zuger Background kenne ich nämlich viele regionale Entwicklungsgebiete und Problemfelder vorwiegend aus der Zeitung. Andritzareal? Schappe Süd? Asylzentrum Grosshof? Nidfeld? LSO- Probenhaus beim Südpol? Mattenhof 1? Mattenhof 2? Schweighof? Horw Mitte? Campus Horw?

Dank meines Augenscheins haben all diese Begriffe für mich nun an Kontur gewonnen. Und es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass im Süden Luzerns ganz im Sinne der Verdichtungsbestrebungen demnächst ziemlich viele Menschen ziemlich nah bei­einander leben werden – mit allen Vor- und Nachteilen.

Als vermeintlich krönender Abschluss stand dann die Horwer Halbinsel auf dem Programm. Vom Seehotel Sternen via Kastanienbaum, St. Niklausen und Tribschen marschierte ich bis zum Luzerner Bahnhof. Es zog sich. Mittlerweile war es Abend geworden. Ein wunderschöner Sommerabend nota bene. Perfektes Grill- und Partywetter. Der ideale Moment, um – in dieser Antithese zu verdichteten Quartieren – im eigenen Garten oder Park mit Seeblick oder gar Seeanstoss das Leben zu geniessen. Würde man annehmen.

Doch Fehlanzeige. Spontan zu einem Cervelat oder T-Bone-Steak eingeladen wurde ich als einsamer Wanderer auf alle Fälle nicht. Von wem auch? Denn während andernorts die Kugelgrills fröhlich vor sich hin qualmten, reihte sich im Paradies der Wohlhabenden ein ungenutzter Garten an den nächsten.

Kaum eine der vermuteten Outdoor-Kitchen war in Betrieb, nirgends flogen die Champagnerkorken – wenigstens soweit ich das von der Strasse aus beurteilen konnte (was zugegebenermassen bei einigen der von hohen Hecken oder Mauern umfriedeten Liegenschaften noch gar nichts zu bedeuten hat).

Die groteske Situation weckte Assoziationen an so manchen Ferienort in der Nebensaison – mit dem Unterschied, dass auf der Horwer Halbinsel Leute dauerhaft wohnen. Aber vielleicht war man ja eben kollektiv gerade nicht da – sondern im Zweitheim irgendwo zwischen Scuol, Ascona und Marbella.