Alt CVP-Nationalrat Ruedi Lustenberger sinniert über das Singen der neuen Nationalhymne auf der Rütliwiese. Dabei erwähnt er auch zwei gescheiterte Putschversuche im Habsburgerreich.
Es sei nur eine Randnotiz – nach Duden eine Marginalie, etwas Vernachlässigbares. So hat Julian Spörri am 2. August in einem guten Bericht über die 1. Augustfeier auf dem Rütli in dieser Zeitung seinen Hinweis bezeichnet, der neue Text unserer Nationalhymne sei auf deutlich weniger Anklang gestossen als die offizielle «alte» Version.
Bei der Suche nach anderen «Randnotizen» bin ich auf einen Artikel von Jost Auf der Maur in der NZZ vom 23. März 2019 gestossen. «Auf den Spuren einer Randnotiz der Weltgeschichte – Der Kaiser kommt nicht zur Ruhe», so der Titel. Er beschreibt das letzte habsburgische Kaiserpaar in seinen erfolglosen Bemühungen, auf den Thron zurückzukehren. Eine interessante, aus des Kaisers Sicht tragische Geschichte, welche sich vor hundert Jahren auf der weltpolitischen Bühne abgespielt hat.
März 1919: Kaiser Karl I. und Kaiserin Zita sind im eigenen Reich nicht mehr erwünscht. Widerwillig gehen sie ins Schweizer Exil, wohnen zeitweilig auch im Schloss Hertenstein und starten zwei Putschversuche in Österreich. Dilettantisch vorbereitet, scheitern beide. Der Bundesrat sieht das Gastrecht missbraucht, das Kaiserpaar muss die Schweiz verlassen. Dessen Odyssee geht weiter und endet am 1. April 1922 auf der Insel Madeira mit Karls Tod, ohne dass er die Hofburg in Wien je wiedergesehen hat. Den damals gescheiterten Putsch mit der missratenen Einführung einer neuen Schweizer Landeshymne vergleichen zu wollen – es wär ein Schelm, der so was denken tät. Wer hingegen meine Freude ob des Inhalts der Spörri’schen Randnotiz teilen kann, der freue sich mit mir – wer nicht, betrachte diese Zeilen einfach als eine Randnotiz.
Hinweis: Am Freitag äussern sich jeweils Gastkolumnisten und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.