Kolumne
Schnee von gestern: «Polizisten» und «Enkel» sind auf der Lauer

Unser Autor Hans Graber über die Risiken, welche Vornamen für ihre Trägerinnen und Träger beinhalten.

Hans Graber
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Autor Hans Graber

Autor Hans Graber

Gleich mehrfach wurde mir letzte Woche ein ganzseitiger Beitrag aus dem Zürcher «Tages-Anzeiger» zugeschickt. Titel: «Wer Hans heisst, muss mit Betrügern rechnen». Eine Statistik der Bundespolizei zeigt, dass Männer mit diesem Vornamen die häufigsten Opfer von falschen Polizisten und sogenannten Enkelbetrügern sind. Erst mit Abstand folgen Walter, Kurt und Josef.

Frauen sind sicher nicht dümmer als Männer, tendenziell jedoch etwas leichtgläubiger und, wenn man ihnen den Schmus bringt, gutmütiger. Deshalb sind sie zahlenmässig noch weit mehr betroffen von den Halunken, allen voran Elisabeth, dahinter Maria, Ursula, Margrit und Gertrud.

All diesen Vornamen ist gemein, dass sie auf ein fortgeschrittenes Alter ihrer Trägerinnen und Träger deuten. Junge Lisis, Hansis, Ursis, Waltis, Gritlis, Kudis & Co. gibt es kaum mehr. Zum Teil erleben alte Namen zwar ein kleines Revival, aber speziell mit Hans ist praktisch rein nichts mehr los. Wir sterben aus.

Zuvor aber sollen wir offenbar noch schnell abgegriffen werden. Angebliche Polizisten rufen an und sagen, aus Sicherheitsgründen müsse alles Ersparte sofort auf ein neues Konto überschrieben werden. Oder «Enkel» melden sich, führen eine Notlage ins Feld und bitten um Überweisung von ein paar Tausendern. So plump und durchsichtig sie wirken, ziehen solche Maschen immer mal. Gerade bei Hansen.

Die sind womöglich schon rein optisch erkennbar. Das Foto zum Text im «Tages-Anzeiger» spricht Bände: Ein verhärmt dreinschauender Tatterer in kariertem Hemd und grauem Pullunder sitzt zwischen leerem Tisch und Kommode mit altem Röhrenradio drauf. So stellt man sich den Hans vor. Dieses Bild mag überzeichnet sein, ich behaupte aber schon lange, dass der Vorname effektiv aufs Äussere abfärbt.

Was ist zu tun? An der Optik kann ich wenig ändern, das würde teuer, und die Krankenkasse zahlt nicht. Aber soll ich mich nur noch H. Graber nennen, bei dem das H. auch Horst, Hildefons oder Helfgott bedeuten könnte? Oder soll ich – wie eine Reihe mir bekannter Frauen – meinen Namen leicht abändern, ohne den alten ganz zu verleugnen, etwa in Hasim («der Freundliche»), Hasin («der Lachende»), Hassan («der Schöne»)? Oder Hannibal?

Ich überlege es mir. Noch habe ich ja ein wenig Zeit, denn mich dünkt, dass aktuell noch alle Tassen im Schrank sind. Zugegeben, mit Abnutzungserscheinungen, aber noch brauchbar. Doch man kennt das: Manchmal kommt es plötzlich und schreitet schnell voran. Statt wohlfeiler Formulierungen bringt man auf einmal nur noch wirre Sätze zusammen, oder man wiederholt sich dauernd, ohne es zu merken.

Was ich aber noch sagen wollte: Gleich mehrfach wurde mir letzte Woche ein ganzseitiger Beitrag aus dem Zürcher «Tages-Anzeiger» zugeschickt. Dazu aus Platzgründen ein anderes Mal mehr.