Serie «Advent, Advent»
Zauberhaft, immer wieder

Die Adventszeit war als Kind magischer als im Erwachsenenalter – oder doch nicht?

Roger Rüegger
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Roger Rüegger

Roger Rüegger

Die Adventszeit wirkt heute auf mich irgendwie nicht mehr so magisch wie früher – leider. Mit dem ersten brennenden Kerzli auf dem Adventskranz wurde damals zu Hause im Wiggertal immer auch meine Ungeduld angefeuert. Ja und der Adventskalender erfüllte beim Countdown auf Weihnachten eine überaus wichtige Funktion.

Die Überraschungen hinter den Türchen waren wie kleine Geschenke. Und die mochte ich schon, heute noch. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wartete unter dem Weihnachtsbaum jeweils ein grösseres flaches Päckli. Es hatte ungefähr die Massen 30x30 Zentimeter - oder wer es exakter wissen will: 12x12 Zoll – auf den Roger.

Ganz genau. Der Klassiker par excellence: Kasperlischallplatten. Wie schön. De «Giizgnäpper im Pfluumewäldli» oder «De Schorsch Gaggo reist uf Afrika» packten mich immer ungemein. Die hörte ich rauf und runter. So lange bis es meinem Vater selig schier den Nuggi raushaute und darüber hinaus.

Aber eben, das ist eine Weile her. Die Kasperligeschichten kommen nicht mehr rüber. Das liegt halt auch an den Protagonisten und den Geschichten an sich, die nicht mehr funktionieren. Ich bin heute höchstens noch zu begeistern, wenn mir und meiner Familie der unnachahmliche Chevy Chase als Clark W. Griswold im TV eine schöne Bescherung besorgt.

Das dachte ich zumindest bis am 1. Dezember dieses Jahres. Als ich nämlich an diesem Tag in Begleitung meines Mädchens spät abends unsere Wohnung betrat, brannten auf der Küchenablage sechs Teelichter. Diese waren um eine grosse Kartonschachtel aufgereiht. «Heilige Cheib», entfuhr es mir: Ein Hoppy-Christmas-­Bier-Adventskalender.

Wow Christmas. Vergessen Sie den ersten Satz. Die Adventszeit ist zauberhaft, immer noch.