NEULAND: Stilfser Joch mit Stil

Mit dem Stelvio begibt sich Alfa Romeo auf ungewohntes Terrain. Dabei kommt vor allem die Kernkompetenz der Italiener zum Tragen. Selten war ein Offroader so elegant wie der Stelvio.

Matthias Hafen
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Äusserlich makellos: Der Alfa Romeo Stelvio ist ein Hingucker und der Beweis dafür, dass SUV auch elegant sein können. (Bild: Matthias Hafen)

Äusserlich makellos: Der Alfa Romeo Stelvio ist ein Hingucker und der Beweis dafür, dass SUV auch elegant sein können. (Bild: Matthias Hafen)

Matthias Hafen

Punkto Design macht man Alfa Romeo so schnell nichts vor. Wenn es darum geht, dem Auto eine schnittige Silhouette zu verpassen oder eine rassige Heckpartie, dann sind die Turiner in ihrem Element. Offensichtlich auch beim Stelvio. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Alfa mit dem SUV ein neues ­Terrain befährt. Obwohl es sich um den ersten Offroader der Fiat-Chrysler-Tochter handelt, kommt er wie aus einem Guss daher. Vorne unverkennbar als Alfa Romeo, hinten erfreulich anders als der Einheitsbrei dieses boomenden Segments. Stil und Schönheit standen ohne Zweifel weit oben auf der Prioritätenliste des Stelvio. Der Name des Fahrzeugs bezieht sich auf das Stilfser Joch (Passo dello Stelvio), den höchsten Gebirgspass Italiens.

Hochwertiges Interieur ohne verspielte Details

Auch innen wird Alfa Romeo den hohen Ansprüchen gerecht, die die über 100-jährige Firmen­geschichte mit sich bringt. Das Interieur des Stelvio ist funktional und kommt ohne verspielte Details aus. Solche Dinge überlassen die Italiener ihren Konkurrenten. Beim Touchscreen hätte man sich eine bessere Aus­nutzung der Fläche, sprich ein grösseres Bild gewünscht. Defini­tiv zu klein geraten ist der Bildschirm der Rückfahrkamera. Die erhöhte Sitzposition macht das Ein- und Aussteigen äusserst bequem und ermöglicht dem Fahrer die volle Kontrolle über die Strasse. Die Unübersichtlichkeit nach hinten kann aber auch sie nicht ganz kaschieren.

Nebst den komfortablen Platzverhältnissen für Fahrer und Beifahrer haben im Fond drei Personen bequem Platz. Dabei erfreut vor allem die Beinfreiheit. Weniger praktisch: Der Zugang zur Rückbank ist eng. Die elek­trische Heckklappe öffnet einen 525 Liter fassenden Laderaum, der durch die umklappbaren Rücksitze erweitert werden kann. Die im Interieur verwendeten Materialien wie das Echtholz in der Armaturentafel sind hochwertig und tragen zum relativ ­hohen Kaufpreis der Topversion Executive bei. In das Lenkrad ist der Motorstartknopf integriert, was Sportlichkeit suggeriert.

Das «Cuore sportivo» blitzt kurz auf

Mit dem 280 PS starken, aus der Giulia bekannten Vierzylinder-Turbobenziner hätte der Stelvio auch das Zeug, um auf der ­Strasse das «Cuore sportivo», das Sportlerherz, zu erfreuen. Und tatsächlich beschleunigt der 1,6 Tonnen leichte Allradler auch flott. Doch punkto Fahrkomfort zeigt sich, dass Alfa Romeo noch am Anfang seiner SUV-Historie steht. Zwar verspricht die Werbung eine «nahezu perfekte 50/50-Gewichtsverteilung», den Fahrkomfort haben andere Anbieter aber besser drauf. Auf ­kurvigen Strassen fühlt man sich im Stelvio wegen des hohen Schwerpunkts zuweilen wie auf einem Kamelritt.

Selbst das wuchtige Heck passt bestens ins Gesamtdesign. (Bild: Matthias Hafen)

Selbst das wuchtige Heck passt bestens ins Gesamtdesign. (Bild: Matthias Hafen)