«Bahnausbau im Blindflug», Ausgabe vom 20. April
Ich danke Guido Schoch für seinen Gastbeitrag. Ich teile seine Ausführungen voll und ganz. Die SBB waren einmal eine Vorzeige-Institution in Europa. Was mich auch immer wieder unzufrieden macht, egal ob bei den SBB, den Folgeunternehmen der früheren PTT, der Swissair, den Banken oder anderen grossen Betrieben: Immer haben die CEOs und Kaderleute extrem hohe Löhne, Vergünstigungen, Boni – immer mit der Begründung: «Sie tragen so viel Verantwortung, das ist daher gerechtfertigt». Doch noch nie wurde jemand, der eine Institution nachweislich geschädigt, ja, in den Ruin gefahren hat, zur Rechenschaft gezogen.
Ich bin mit Leib und Seele Schweizerin und Luzernerin. Früher war ich sehr viel mit den SBB unterwegs. Alles war einfach, komfortabel und bezahlbar. Als Anfang der 70er-Jahre unser Bahnhof niederbrannte, war das ein Schock. Ich habe nie verstanden, warum der neue Bahnhof nicht schon damals als Durchgangsbahnhof gebaut wurde. Es gab gute Pläne. Sie wurden aber abgelehnt. Damals wurde versprochen, dass alles vorbereitend gebaut werde, damit später leichter ein solcher Durchgangsbahnhof umzusetzen sei. Damals wäre die Veränderung viel kostengünstiger und realistischer gewesen. viel weniger dichte ÖV-Fahrpläne, viel weniger Autoverkehr, viel weniger Einwohner. Nun wird seit Jahren geplant und viel Geld ausgegeben und alles wird immer wieder vertagt. Falls dieses Vorhaben irgendwann gebaut wird, wird das alles viel, viel teurer und hat unvorstellbare Einschränkungen in in der Stadt, im ganzen Kanton und bei den Verbindungen in die ganze Schweiz und bis in die angrenzenden Länder zur Folge.
Bei allen Fahrplanänderungen der letzten 20 oder 30 Jahre war immer eine kürzere Fahrzeit ausschlaggebend. Man wollte drei bis fünf Minuten Fahrzeit einsparen. Was bringt das? Nur Hetze und Stress – und auf den ganzen Tag sind fünf Minuten ein Nichts. Und jetzt stehen uns betagten Bürgern zum Fahrplanwechsel auch noch massive Preisanpassungen bevor.
Yvonne Kaufmann, Luzern