Mein Partnerin und ich (35/37) wohnen seit einigen Jahren zusammen. Zunehmend frustriert es mich, dass ich viel mehr an die Wohnungsmiete und Haushaltskasse beisteuere als sie. Es ist schon so, dass ich deutlich mehr verdiene. Doch sie arbeitet wenig und unternimmt auch nichts, um dies zu ändern. Was soll ich tun?
Wer in einer Beziehung lebt, kommt nicht darum herum, über Rahmenbedingungen zu diskutieren. Welchen Beitrag leisten beide finanziell, wer übernimmt welche Haushaltsarbeiten, wie gestaltet man die Freizeit, wie richtet man die Wohnung ein.
Wichtig ist, dass beide ihre Bedürfnisse offenlegen und gemeinsam Lösungen suchen. In Ihren Gesprächen um finanzielle Beteiligung scheint es eine Blockade zu geben. Trotz mehrmaliger Versuche, miteinander zu reden, verändert sich für Sie zu wenig in die von Ihnen gewünschte Richtung. Das führt zu Frustration. Will der andere nicht oder kann er nicht? Warum bemüht er sich so wenig? Warum hat er so wenig Verständnis für meine Situation?
In Beziehungen spielt Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit eine wichtige Rolle, denn dadurch wird Vertrauen aufgebaut. Kommt es zu Konflikten – was normal ist –, braucht es von beiden Seiten den Willen und das Engagement, sich für eine konstruktive Lösungsfindung einzusetzen. Dies kann bedeuten, dass sich beide mit der für sie «zweitbesten Lösung» abfinden müssen, die aber für beide akzeptabel ist. Zweierbeziehungen sind freiwillig gewählte Settings, in denen es keine hierarchischen Unterschiede wie im Arbeitsleben gibt, wo ein Vorgesetzter mehr Macht hat als ein Mitarbeiter. Immer wieder müssen Kompromisse ausgehandelt werden. Geschieht dies nicht mehr, ist die Beziehung tot, und man lebt nur noch aus Gewohnheit oder aus Angst vor dem Alleinsein miteinander.
Eine konkrete Lösung wäre zu vereinbaren, wie viel Prozent des Einkommens jedes Partners in die gemeinsame Kasse fliesst, um die Miete und den Lebensunterhalt zu bezahlen. Oder Sie vereinbaren einen fixen Betrag, mit dem sich Ihre Partnerin an gemeinsamen Kosten beteiligt. Seien Sie gegenseitig klar, indem Sie konkrete Termine und Zahlungskonditionen vereinbaren.
Es stellt sich auch die Frage, bei wem der Leidensdruck höher ist. Oft ist es so, dass ein Partner sich in einer Komfortzone bewegt und eigentlich froh ist, wenn es so bleibt, wie es ist (z. B. keine Miete bezahlen, sich nicht um einen Job oder einen eigenen Wohnraum kümmern müssen). Falls Ihre Partnerin aus gesundheitlichen Gründen (etwa wegen einer Depression) keine Veränderung angehen kann, sollte ärztliche Unterstützung gesucht werden.
Diejenige Person mit dem höheren Leidensdruck muss irgendwann auch den Mut haben, Entscheidungen zu fällen. Das kann heissen, dass sie klarstellt, welches die Konsequenzen sind, wenn keine gemeinsame Lösung gefunden wird oder wenn gemeinsame Abmachungen nicht eingehalten werden. Angekündigte Konsequenzen gilt es umzusetzen, um glaubwürdig zu bleiben. Deshalb lohnt es sich, sorgfältig für sich zu klären (evtl. mit Unterstützung einer Fachperson), was man will und welche Schritte man bereit ist zu gehen, falls die blockierte Situation sich im vereinbarten Zeitraum nicht verändert.
Andrea Munz ist lic. phil. Psychologin, Supervisorin, Organisationsberaterin BSO, Coach, www.andreamunz.ch.