Kürzlich waren wir in einem Restaurant der gehobenen Klasse. Die Musik dort war so laut, dass man sich kaum unterhalten konnte. Das hätten wir bei diesem Restaurant nun gar nicht erwartet – gepasst hätte hier eher dezente Musik im Hintergrund... Gibt es, was die Musik betrifft, Richtlinien für Wirte? Und darf man als Gast reklamieren?
Bei den Tonkonserven geht es nun also nicht um den Thon in der Konserve, sondern um die Tonkonserven, die während einer Mahlzeit mehr oder weniger dezent aus mehr oder weniger dezent angebrachten Lautsprechern die Menschen beschallen...
Und so mancher Gast im Restaurant fragte sich wohl schon mal: Was soll diese Musik eigentlich? Den Appetit anregen? Ein Spiegelbild des Menüs sein? Oder allenfalls die Leere des Lokals vergessen lassen? Oder die Gespräche am Nebentisch übertönen?
Tonkonserven sind längst zu einem scheinbar unentbehrlichen Bestandteil im Alltag geworden. Alles wird beschallt, alles wird akustisch berieselt. Die Kunden im Warenhaus, die Wartenden am Telefon. Sogar den Kühen werden heute während des Melkens Musikstücke zu Gehör gebracht, angeblich um die Milchproduktion anzukurbeln.
In einem Restaurant ist es jedoch nicht einfach, den richtigen Ton mit dem Ton zu finden. Viel «Gspüüri» ist da gefragt. Doch manchmal machen es sich die Gastgeber zu einfach. Sie lassen die Kellnerinnen und Kellner zu oft das spielen, was diese am liebsten selber hören. Und die Angestellten gehen zu oft davon aus, dass die Gäste «ihre» Musik ebenfalls mögen. Und dann wird manches Mal spontan mit der Lautstärke übertrieben – weil die Musik doch so schön ist...
In einem Restaurant mit fremdländischer Küche ist es sicher eine Überlegung wert, die Musik des entsprechenden Landes dezent zu spielen. Ein energetisches Gitarrenspiel zu einer frischen Paella. Zum asiatischen Gourmet-Genuss mystische fernöstliche Klänge. Paolo Conte beim Italiener und Mustafa Sandal beim Türken.
Bei allem Musikgenuss tut aber zwischendurch etwas Pause gut. So wie auch der Pianist anno dazumal nicht während der gesamten Essenszeit an den Tasten sass. Letztendlich gibt es Pausen zwischen den Gängen. Und man möchte sich mit seiner Begleitung unterhalten. So mag ich etwa keine Steh-Apéros, oft begleitet von einer lauten Band, bei denen es nahezu unmöglich ist, gute Gespräche zu führen. Einander den ganzen Abend anschreien zu müssen, strapaziert die Stimmbänder und das Gehör.
Wenn schon in einem Restaurant Musik serviert wird, dann bitte eine dezente Hintergrundmusik. Da kommt mir ein Gast in den Sinn, der einmal meinte: Wenn schon ein Gesamtkunstwerk im Restaurant – dann lieber ein beglückendes Zusammenspiel von Küche und Service als eines von Jazzband und der kleinen Nachtmusik von Mozart. Schliesslich sei man im Restaurant, um dem Gaumen einen Gefallen zu tun, und nicht, um das Trommelfell zu strapazieren. Zu laute Musik? Höflich reklamieren ist in jedem Falle angebracht.
* Herbert Huber ist Gastronom und diplomierter Hotelier sowie Autor des Buches «Geschichten und Gekochtes. Tanz mit der Gastronomie», erschienen im Werd-Verlag.