Aufgrund von Kurzarbeit habe ich (w/43) gerade Zeit für eine gründliche Inspektion meines Kleiderschranks. Ich hätte auch Lust auf neue Kleider in sommerlichen Farben. Online einzukaufen, ist allerdings nicht mein Ding. Und vorerst sind die Läden wegen der Corona-Massnahmen ja noch zu. Was raten Sie mir?
Super, dass Sie trotz Lust und Bedarf nicht dem Onlineshopping verfallen. Natürlich wäre es bequem, auf dem heimischen Sofa sitzend durch die Angebote zu surfen und einzukaufen. Die Enttäuschung folgt dann aber möglicherweise beim Auspacken der bestellten Ware auf dem Fuss. Nicht selten fühlen sich die Teile ganz anders an als vorgestellt, sind farblich unpassend oder sitzen überhaupt nicht. Mangelnde Lust am Zurücksenden von nicht passender Ware ist dann oft der Grund für übervolle Kleiderschränke.
Deshalb handhabe ich es wie Sie und lasse das «blinde Einkaufen» sein. Vor allem beim Kleiderkauf finde ich direkten Kontakt zum Produkt sehr wichtig. Mann und frau sollten die Qualitäten fühlen, die Farben bei gutem Licht beurteilen und die Schnitte wahrnehmen können. Es sollen nur Lieblingsteile in den Schrank kommen, bei deren Kauf keine Kompromisse gemacht wurden.
Die momentane Situation der geschlossenen Läden erfordert etwas Kreativität. Überdrüssig gewordene Blusen und Blazer etwa können mit anderen Knöpfen bestückt werden. Perlmuttknöpfe an der weissen Bluse lassen diese edel wirken. Und der dunkelblaue Blazer mit hellen Knöpfen versehen, bekommt eine sommerliche Leichtigkeit. Braune Knöpfe am hellen Blazer zeigen Bodenständigkeit und die goldfarbenen sorgen für einen glamourösen Auftritt. Sollten Sie über keine Knopfsammlung verfügen, dann fragen Sie bei Ihren Kolleginnen oder Verwandten nach. Es gibt leidenschaftliche Knopfsammlerinnen. Ich bin eine davon.
Bei der klassischen Hose kann statt eines Gürtels ein Carrétuch durch die Schlaufen gezogen werden. Ein Outfit wirkt so weiblicher und auch extravaganter. Auch ein ums Handgelenk gewickeltes Nickitüchlein, getragen zum schlichten Shirt oder Pullover, zeigt Individualität.
Beim Schmuck ist ebenfalls Kreativität gefragt. Stecken Sie Broschen an Ihr Revers. Nicht nur eine, sondern zwei bis drei in unterschiedlichen Grössen. Zeigen Sie Mut, indem Sie unterschiedlich lange Ketten kombinieren. Probieren Sie vor dem Spiegel aus, wie viele es in Ihrem Fall sein dürfen. Nicht allen steht die Üppigkeit, die uns eine Modeikone wie Iris Apfel präsentiert.
Ich hoffe mit Ihnen, dass die Modehäuser bald wieder öffnen können. Denn diese sind nun übervoll mit Outfits in frischen Farben, leichten sommerlichen Stoffen, mit lässigen Prints in unterschiedlichsten Silhouetten und Schnitten. Es wird leicht sein, Lieblingsteile zu finden und frischen Wind in den Kleiderschrank zu bringen. Gleichzeitig unterstützen Sie damit den durch den Lockdown arg strapazierten Detailhandel. Also eine typische Win-Win-Situation.
* Doris Pfyl ist Knigge-Trainerin, Farb- und Modestilberaterin sowie Ausbildnerin des Schweizer Fachverbands FSFM. www.imagemodestil.ch