SLOWENIEN: Voller Quellen und Heilkraft

Dutzende traditionelle Naturheilbäder verwandeln die Republik in ein facettenreiches Land zwischen Adria und Pannonischer Ebene. Für den Aufschwung im 19. Jahrhundert zeichnete auch ein Schweizer verantwortlich.

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Zur Insel mitten im See von Bled dürfen nur Ruderboote fahren. Wer in der Pilgerkirche Maria die Glocken läuten lässt, dem werde ein Wunsch erfüllt, heisst es. (Bild: Samuel Koch)

Zur Insel mitten im See von Bled dürfen nur Ruderboote fahren. Wer in der Pilgerkirche Maria die Glocken läuten lässt, dem werde ein Wunsch erfüllt, heisst es. (Bild: Samuel Koch)

Samuel Koch


Wie ein überdimensionales Schachbrett ziehen sich unzählige Felder über die kilometerweite Ebene. Die Sonne brennt, die Luft schmeckt salzig, ein angenehmer Wind weht, rundherum unzählige Kanäle wie in einem Labyrinth. Weiss schimmernde, im Sonnenlicht glitzernde Hügel lassen erahnen, dass man sich in der Saline di Sicciole befindet – eine der am nördlichsten gelegenen Salinen im Mittelmeerraum. Seit über 700 Jahren wird hier Meersalz gewonnen – nach traditionellem Verfahren. Wie Bachstelzen mit Holzbrettern an den Füssen, braungebrannt und mit überdimensionalen Schabern in der Hand, lösen zwei Arbeiter in einem der Schachbrettfelder das weisse Gold heraus. Sie wirbeln es aus dem langsam verdunstenden Wasser auf und schieben es weg. Sonne und Wärme tragen ihren Teil dazu bei.

Der Naturpark Secoveljske ist aber nicht nur zum Arbeiten da, sondern auch zur Entspannung. Seit rund fünf Jahren steht das Lepa Vide Thalasso Spa mitten in der Saline. Sämtliche Rohstoffe für die therapeutischen Behandlungen stammen aus dem Naturpark: Salzwasser, mineralreicher Schlamm und Humus und mit ihnen deren heilende Kräfte für den Körper. Bei einer Massage oder einer Schlammpackung erholen sich die Besucher vom Alltagsstress und der Hektik, während Möwen im Wind über die Anlage kreisen. In der kleinen und schmucken Anlage aus Holz sonnen sich die Gäste auf Liegestühlen, nehmen ein Bad in einem der Thermalbäder oder erfrischen sich mit Tranksame im Restaurant. Im Besucherzentrum gleich nebenan kann man sich über die Geschichte der Salzherstellung informieren. Im dazugehörigen Laden finden Köchinnen und Köche das eine oder andere Souvenir: Die Salzblüte mit rosa Kristallen aus Secoveljske zählt zu den besten der Welt.

Die slowenische Riviera mit Piran, Koper und Portorož

Die rund 46 Kilometer lange Region an der Adriaküste bietet aber weit mehr als nur die Saline. Nicht umsonst heisst sie auch slowenische Riviera. Piran mit seinem pittoresken Stadtbild zum Beispiel verdankt dem Meersalz seine Blüte. «Piran ist auf Salz gewachsen», sagt Reiseführer Mitja Slane. Noch heute feiern die Bewohner im Frühjahr das alljährliche Salinenfest. Pirans bekanntester Export nebst dem Salz ist der Musiker und Komponist Guiseppe Tartini. Nach ihm ist die zentrale Piazza benannt ist. Mittelmeerflair herrscht im Städtchen, der tägliche Markt mit Produkten aus der Landwirtschaft und dem Meer lädt zum Verweilen ein.

Die Küstenstädte Piran, Koper und Portorož sind im venezianischen Stil gebaut. Portorož, der Hafen der Rose, ist seit langem als Kurort weltbekannt. Bereits Ende des 19. und anfangs des 20. Jahrhunderts traf sich hier der Adel in den zahlreichen Hotels. «Heute finden vor allem im Herbst viele Kongresse statt», meint Mitja Slane. Die Zeit an der Kirchenuhr in Piran hinkt zehn Minuten hinterher. Es scheint, als laufe hier die Zeit etwas langsamer. Die Stadtmauer, welche die Einwohner einst vor den Osmanen schützte, ist gut erhalten. Wer hier aufwächst, lernt nicht nur Slowenisch, sondern auch Italienisch. Und deshalb verwundert es nicht, dass auch heute noch viele Italiener, vor allem aus Triest oder Udine, in Slowenien Ferien machen.

Historisch gesehen widerspiegelt die Riviera die aussergewöhnliche Entwicklung ganz Sloweniens. Früher Teil des Römischen Reichs, folgte im frühen 20. Jahrhundert die Ansiedlung an die Habsburgermonarchie und später an Österreich-Ungarn. Nach der Auflösung der Doppelmonarchie 1918 wurde Slowenien dem neugegründeten Königreich Jugoslawien angegliedert. Während des Zweiten Weltkriegs teilten die Achsenmächte Slowenien unter Italien, Österreich und Deutschland auf. Nach 1945 wiederum existierte Slowenien als Gliedstaat des sozialistischen Jugoslawien. Und erst am 25. Juni 1991 erlangte das Land seine Unabhängigkeit. Seitdem funktioniert es als parlamentarische Republik. Miro Cerar ist seit 2014 Ministerpräsident.

«Wer seit hundert Jahren hier lebt, hat in all dieser Zeit unter vier verschiedenen Regentschaften gelebt», sagt Mitja Slane. Auch deshalb bietet das Land mit rund 20000 Quadratkilometern Fläche eine ungeheure Vielfalt. Die elf Stadtgemeinden reichen von den Voralpen mit dem Triglav als höchstem Berg (2864 Meter über Meer) über die adriatische Küstenregion bis in die Pannonische Ebene nahe Ungarn und Kroatien.

Geburtsort der neuen First Lady der Vereinigten Staaten

Von den rund zwei Millionen Einwohnern besiedelt rund ein Viertel die drei grössten Städte Ljubljana (Laibach), Maribor (Marburg) und Kranj (Krainburg). Grosse Bekanntheit erlangte vor kurzem die Stadt Novo Mesto (Neustadt) im Südosten. 1970 war dort die Ehefrau des mächtigsten Mannes zur Welt gekommen. Melanie Trump, First Lady und Gattin des US-Präsidenten Donald Trump, wuchs im nahegelegenen Sevnica auf. Den Heiratsantrag machte Donald Trump der ledigen Melania Knavs im nördlichen, nahe an der Grenze zu Österreich liegenden Bled.
Die berühmteste Sehenswürdigkeit von Bled ist eine kleine Insel inmitten des Sees, eine von 46 Inseln in ganz Slowenien. Auf ihr steht die Pilgerkirche Maria. Gondoliere, sogenannte Pletna, fahren bis zur Insel. Motor- oder Elek-troboote sind auf dem See verboten. «Wer die 99 Stufen hinauf zur Kirche steigt und ihre Glocke läuten lässt, dem geht ein Wunsch in Erfüllung», sagt Reiseführer Mitja Slane. Vom Kirchturm aus bietet sich ein weiter Blick über den See, in die nahen Alpen sowie aufs Städtchen Bled. An dessen Rand steht das prunkvolle Tito-Haus des ehemaligen jugoslawischen Staatspräsidenten. «Er hat hier oft seine Ferien verbracht», sagt Slane. Ebenso logierte schon das Who-is-Who aller Welt wie Prince Charles oder Recep Tayyip Erdogan in einem der Nobelhotels der Gegend. Eines davon ist das Grand Hotel Toplice, das auf einer Heilwasserquelle erbaut wurde. Bekannt waren die Quellen bereits den Kelten, die deren Heilkraft aber nicht zu nutzen wussten.

Die Anfänge als Tourismusstadt verdankt Bled einem Schweizer. Arnold Rikli (1823–1906) sorgte dafür, dass Bled Mitte des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung als Kurort erlebte. Der Hydropath aus Wangen an der Aare war selbst krank, reiste nach Bled und erkannte den Wert der klimatischen Bedingungen für eine Naturheilanstalt. Ein Bestandteil von Riklis Methode waren Bäder. Sowohl im See als auch in eigens dafür errichteten Bädern, die von zwei kalten Quellen gespeist wurden. Daneben empfahl er Wärme- und Sonnenbäder und organisierte Spaziergänge an der frischen Luft im Gebiet um den Triglav. «Wasser ist gut, Luft noch besser, aber Sonnenlicht das Beste von allem», wusste Rikli schon damals. Seine Methode half den Kurgästen gegen rheumatische Beschwerden, Migräne, Schlafstörungen, Hysterie, Blutkrankheit und Fettleibigkeit. Der Bau eines eigenen Bahnhofs auf der Strecke Tarvisio–Ljubljana läutete dann Bleds Boom ein.

Quelle mit dem magnesiumreichsten Wasser

Komplett aus der Reihe tanzt in Bled ein verstecktes Resort mit Namen «Glamping Garden Village». Glamping setzt sich aus den Wörtern Glamour und Camping zusammen. Etwas abgelegen vom grossen Rummel um Bled, finden Besucher im Hotel für Selbstversorger seit 2012 Ruhe und Kraft. In Baumhäusern oder Zelten übernachten, in Gartenbeeten den eigenen Zvieri pflücken oder im Restaurant gesund essen: Das Garden Village ermöglicht – wie der Namen schon sagt – ein Dorf im grünen Garten. Daneben entspannen die Gäste bei Kneipptherapien, Yogastunden oder in der finnischen Sauna.

Entspannung finden Besucher nicht nur in Bled, sondern auch im Osten des Landes, wo 14 staatlich anerkannte Naturheilbäder wie ein Magnet wirken. Die luxuriöse Terme Olimia etwa, direkt an der Grenze zu Kroatien, besticht durch ihr riesiges Wellnesszentrum und gilt als bestes slowenisches Spa. Das dortige Thermalwasser weist einen hohen Siliziumgehalt auf, der auf Bindegewebe, Knochen und Knorpel heilend wirkt. Weit mehr als nur ein Spa ist das Medical Center Rogaška. Aus der Quelle im Kurbad mit dem weltberühmten Mineralwasser Donat Mg sprudelt nachweislich das magnesiumreichste Nass der Welt. In Rogaška lassen sich jedoch wie vielerorts in Slowenien nicht nur Krankheiten behandeln – genauso gut geht: einfach entspannen.

Sieben Stunden Autofahrt oder eine Stunde Flug

Um nach Slowenien zu gelangen, bieten sich für Schweizer primär zwei Reisemöglichkeiten an: im Auto oder per Flug. Ab der Schweizer Grenze mit dem Auto über München, Villach bis nach Ljubljana beträgt die reine Fahrtzeit rund sieben Stunden. Von der zentral gelegenen Hauptstadt ist man innert rund einer Autostunde sowohl an der Adria als auch in den Alpen oder in der Pannonischen Tiefebene.

Täglich ein- bis dreimal fliegt von Zürich aus eine Maschine der Adria Airways zum Jože Pucnik Airport und zurück. (Der Flughafen liegt eine Dreiviertelautostunde nördlich von Ljubliana). Die Flugzeit beträgt knapp eine Stunde, die Kosten für Hin- und Rückflug variieren je nach Star-Alliance-Mitglied zwischen 180 und 300 Franken. Vom Jože Pucnik Airport aus fahren Taxis oder Busse in alle Richtungen. Zwar besitzt Slowenien auch ein gut funktionierendes Eisenbahnnetz. Da dieses aber nicht bis in die Kapillaren ausgebaut ist, empfehlen Tourismusbüros andere Reisemöglichkeiten.(sko)

Dieser Beitrag entstand nach einer Pressereise, zu der Slowenien Tourismus eingeladen hat: www.slovenia.info

Grün dominiert im «Glamping Garden Village» in Bled. (Bild: Samuel Koch)

Grün dominiert im «Glamping Garden Village» in Bled. (Bild: Samuel Koch)

Das Lepa Vida Thalasso Spa liegt direkt im Naturpark Secoveljske. (Bild: slovenia.info)

Das Lepa Vida Thalasso Spa liegt direkt im Naturpark Secoveljske. (Bild: slovenia.info)

Die Piazza Tartini im Adria-Küstenstädtchen Piran. (Bild: Samuel Koch)

Die Piazza Tartini im Adria-Küstenstädtchen Piran. (Bild: Samuel Koch)

Gäste entspannen in der Terme Olimia, an der Grenze zu Kroatien. (Bild: Iztok Medja/slovenia.info)

Gäste entspannen in der Terme Olimia, an der Grenze zu Kroatien. (Bild: Iztok Medja/slovenia.info)