Bei der Namensgebung unserer vier- und vielbeinigen Freunde beweisen Wissenschafter immer wieder recht viel Fantasie. Im Folgenden die klangvollsten Beispiele, um neu entdeckte Tiere zu benennen.
Bambiraptor! So kann doch unmöglich ein Dinosaurier heissen, oder? Aber doch, den «Bambiraptor» gibt es wirklich, wobei dieser Name nur eine Gattungsbezeichnung ist. Die bisher einzig bekannte Art der Gattung nennt sich mit vollem Namen «Bambiraptor feinbergorum».
Wer nun meint, das wäre jetzt der seltsamste aller wissenschaftlichen Namen, der irrt gewaltig. Es gibt noch sehr viel merkwürdigere Bezeichnungen. Denn selbst bei der wissenschaftlichen Benennung der Tiere hat man lange so einiges durcheinander gewürfelt. Erst Carl von Linné (1707–1778) wird das Verdienst zugeschrieben, eine vernünftige Systematik angeschoben zu haben, nämlich die heute noch übliche binominale Nomenklatur.
Hierbei werden die verwandtschaftlichen Beziehungen mit einem zweiteiligen Namen ausgedrückt. Der erste Teil bezeichnet die Gattung (mit einem Grossbuchstaben beginnend), der zweite Teil die Art (mit einem Kleinbuchstaben beginnend) näher. Den Namen aussuchen darf sich derjenige Forscher, der das Tier als Erster wissenschaftlich beschreibt. Oft orientiert er sich dabei ganz einfach am äusseren Erscheinungsbild des Tieres, etwa an der Farbgebung.
«Gallinula chloropus» bedeutet praktisch nichts anderes als «Grünfüssiges Hühnchen». Gewisse Freiheiten sind dabei durchaus erlaubt und auch üblich. Aber trotzdem kann nicht gleich jeder machen, was er will: «Schnüffi püffi» zum Beispiel ist verpönt, «Aha ha» hingegen geht schon. Da fragt sich natürlich, wer legt denn nun fest, was man darf und was nicht?
Genau das macht die Internationale Kommission für zoologische Nomenklatur (International Commission of Zoological Nomenclature – ICZN) mit einem Regelwerk, das sich ebenfalls ICZN abkürzt, wobei hier C für Code steht. Und auch wenn es bei Letzterem eine ganze Reihe von Vorschriften gibt, was denn nun erlaubt ist und was nicht, so versuchen einige Forscher doch hin und wieder ihr Glück und lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Nur so erklären sich Wortungetüme wie der längste jemals vorgeschlagene Name (für einen Flohkrebs aus dem Baikalsee): «Gammaracanthuskytodermogammarus loricatobaicalensis», den die ICZN allerdings nicht anerkannt hat. Na ja, versuchen kann man es ja mal. Andererseits schreibt eine der Regeln des ICZN vor, dass ein Name nur ein einziges Mal vergeben werden darf, damit es nicht zu Verwechslungen kommen kann – und die wären bei einem solchen Bandwurmnamen kaum möglich, oder? Eine weitere Regel besagt, dass keine Sonderzeichen oder diakritischen Zeichen im Namen auftauchen dürfen. Der berühmte Klammeraffe des Internetzeitalters kann sich also auch in Zukunft nicht in die wissenschaftliche Namensgebung einschleichen. Humor ist allerdings schon erlaubt.
Wespen, so scheint es, werden vornehmlich von Forschern mit dichterischen Ambitionen beschrieben, hören sie doch jetzt auf so schöne und klangvolle Namen wie «Aha ha» oder als Gattung eben auch auf «Zyzzyx». Die Gattungsbezeichnung der Plattwespe «Afgoiogfa» ist ebenfalls sehr gelungen, handelt es sich hier doch um ein Palindrom, welches sich vorwärts wie rückwärts lesen lässt.
Spassig fand wohl auch der Erstbeschreiber der «Elephantulus fuscipes» seine Idee von der «Schwarzfuss-Elefantenspitzmaus». Und weshalb Boris Becker ausgerechnet für eine (Meeres-)Schnecke als Namenspate herhalten musste («Bufonaria borisbeckeri»), darüber lässt sich trefflich spekulieren. Der Biologe Manfred Parth, der die Schnecke entdeckte und auch benannte, gab als Grund für die Benennung an: «Ich widme die neue Art Boris Becker, dem meines Erachtens grössten deutschen Einzelsportler aller Zeiten.»
Die Bezeichnung ist demnach als Würdigung der Leistung zu verstehen und nicht etwa, wie man mutmassen könnte, als humoristische Anspielung auf die Geschwindigkeit des Sportlers. Überwunden scheinen auch gewisse Bedenken der Namensgeber früherer Zeiten, denn in der wissenschaftlichen Nomenklatur wimmelt es nur so von Höllenbewohnern jeglicher Art. «Lucifer» ist zur Gattungsbezeichnung von Zehnfusskrebsen geworden, «Satan» hingegen nennen sich einige Katzenwelse vorneweg.
Schön ist auch der «Vampirtintenfisch aus der Hölle»: «Vampyroteuthis infernalis». Und klar ist, dass auch Spielfilmfans bei der Namensgebung auf ihre Kosten kommen: Darth Vader, der Bösewicht aus «Krieg der Sterne», stand Pate für die Gattung der Hornmilben mit dem schönen Namen «Darthvaderum». Die Comicfiguren Asterix und Obelix hingegen finden sich in zwei Vogelspinnen aus Costa Rica wieder: «Stichoplastoris asterix» und «Stichoplastoris obelix».
Nun lässt sich vielleicht auch nachvollziehen, an was die Forscher dachten, die die «Pinguine» benannt haben: «Pinguin» lässt sich nämlich auf Lateinisch «pinguis» für «fett» zurückführen, und so haben auch die netten Frackträger mit ihrem Namen ihr Fett wegbekommen. Der bedeutet nämlich nichts anderes als «Fettgans».