Umwelt
Nutztiere dominieren über Wildtiere: Die Masse aller Hausschweine ist doppelt so hoch wie jene aller wild lebenden Säugetiere

Alle wilden Säugetiere der Erde bringen es auf ein Gesamtgewicht von 60 Millionen Tonnen. Das ist geradezu vernachlässigbar im Vergleich zum Nutztierbestand, der mehr als das 10-Fache davon wiegt.

Stephanie Schnydrig
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Schweine und andere domestizierte Säugetiere haben wild lebenden Säugetieren längst den Rang abgelaufen.

Schweine und andere domestizierte Säugetiere haben wild lebenden Säugetieren längst den Rang abgelaufen.

Bild: Kenneth Nars

Es sind beeindruckende Zahlen, die Forschende des Weizmann-Instituts in Israel präsentieren. Sie haben quasi das gesamte Reich der Säugetiere auf die Waage gelegt und zeigen, wie sehr domestizierte Rinder, Schweine, Schafe und Co. die Tierwelt dominieren.

Wie das Team um Ron Milo, Professor für Systembiologie, berichtet, liegt die Masse aller wilden, auf dem Land lebenden Säugetiere bei 22 Millionen Tonnen. Die im Ozean lebenden Wildtiere wiegen zusammen 39 Millionen Tonnen. Diese Zahlen sind mickrig, wenn man sie der Masse des Nutz- und Haustierbestandes gegenüberstellt. Diese beträgt nämlich satte 630 Millionen Tonnen und damit das 30-Fache der wilden Landsäugetiere oder das 10-Fache der wilden Meeressäuger.

So wiegen allein die domestizierten Hunde gleich viel wie alle Landsäugetiere zusammen, alle Hausschweine zusammen wiegen gar doppelt so viel. Auch das Gewicht der Menschheit überwiegt mit 390 Millionen Tonnen dasjenige der wild lebenden Säugetiere bei weitem, wie die Forscher im Fachblatt «PNAS» schreiben. «Die Studie entlarvt die Dominanz des Menschen und seiner Nutztiere über die weitaus kleineren Populationen der verbleibenden wilden Säugetiere», hält Ron Milo fest.

Gewicht aller wildlebenden und domestizierten Säugetiere sowie des Menschen auf der Erde.

Gewicht aller wildlebenden und domestizierten Säugetiere sowie des Menschen auf der Erde.

Grafik: Itai Raveh

Weisswedelhirsche fallen besonders ins Gewicht

Er und sein Team erstellten ebenfalls eine Rangliste der wild lebenden Säugetierarten. Demnach entfällt der Grossteil der Biomasse der Landsäugetiere auf eine kleine Anzahl von Arten mit grossem Körpergewicht. An erster Stelle steht der vor allem in Nordamerika lebende Weisswedelhirsch, gefolgt vom Wildschwein und dem Afrikanischen Elefanten. Herrscher der Meere sind die Finnwale, danach kommen die Pottwale, dann die Buckelwale.

Für die Studie sammelten die Forschenden vorhandene Berichte über die Populationsgrössen von fast vierhundert Säugetieren und nutzen künstliche Intelligenz, um das Gewicht von über viertausend weiteren Säugetieren anhand ihrer Verbreitungsgebiete, Körpergrössen, Häufigkeit und Ernährungsgewohnheiten zu schätzen. Sie räumen ein, dass die Zahlen mit Unsicherheit behaftet seien, was vor allem für die kleinen Säugetiere gelte. Die Arbeit müsse denn auch als eine vorläufige Bestandsaufnahme angesehen werden.