Nicht Aktionismus, sondern ein pragmatischer, unaufgeregter Umgang mit dem Virus ist angezeigt. Deshalb ist es an der Zeit für eine Demaskierung – nicht im wörtlichen Sinne, jedoch in Form einer kritischen Auseinandersetzung mit der viralen Realität.
Die Luzerner Regierung soll «auf eine generelle und undifferenzierte Maskenpflicht in Geschäften» verzichten. Der dringliche SVP-Vorstoss wird sicher keine Mehrheit finden. Erstens wäre eine solche Pflicht in Läden nur flächendeckend praktikabel. Und zweitens wäre es unverantwortlich, bei einem derart unsicheren Verlauf der Pandemie zum Vorneherein das Maskentragen als Schutzmassnahme auszuschliessen.
Als Diskussionsanstoss ist der Vorstoss aber wichtig. Denn die aktuelle Lage ist diffus, Verunsicherung und Unmut in der Bevölkerung wachsen. Bald werden Fussball- und Eishockeystadien wieder zu zwei Dritteln gefüllt, Zuschauer müssen Schutzmasken tragen. Diese absorbieren zwar Tröpfchen von innen und aussen und haben wohl auch psychologisch einen hilfreichen Abstandseffekt, aber ob sie die Zahl der Erkrankungen deutlich eindämmen können, ist umstritten.
Weiter steigt die Zahl der positiven Fälle sukzessive, die meisten Betroffenen sind unter 40-jährig. Wir sind aber nicht in einer zweiten Welle. In den sechs Zentralschweizer Kantonen ist die Zahl vergleichsweise tief: 94 positive Fälle waren es vergangene Woche laut BAG, schweizweit 2084. Wie die Menge der Getesteten zusammengesetzt ist, wissen wir nicht. Klar ist, dass seit Juni markant mehr getestet wird, der Höchststand war letzte Woche: 73 509 Tests. Den zweithöchsten Peak gab’s Anfang Juli, weil damals auch alle neu eingerückte Rekruten getestet wurden. Die Zahlen zu Spitaleinlieferungen und Todesfällen sind nicht kritisch. Kurz: Die Zahlen bleiben wichtige Indikatoren, andere gibt es nicht. Sie können aber auch nicht verabsolutiert werden, gerade weil es regional grosse Unterschiede gibt.
Es ist Zeit für die Demaskierung. Nicht im Wortsinn, weil Schutzmassnahmen wie eben Masken, gezielt eingesetzt, durchaus Sinn machen. Aber es ist Zeit, sich mit der viralen Realität kritisch auseinanderzusetzen. Covid-19 wird noch lange Zeit prägend bleiben. Aktionismus ist derzeit unnötig. Vielmehr ist ein pragmatischer, unaufgeregter Umgang mit dem Virus angezeigt. Damit wir einen möglichst angstfreien Alltag leben können.