Kommentar
Klima-Demos: Roger Köppel sucht die Eskalation

Seit den SVP-Wahlniederlagen twittert Roger Köppel wie wild gegen die Klimabewegung. Das Kalkül dahinter: Mobilisierung der eigenen Truppen.

Stefan Schmid
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Stefan Schmid. (Bild: Benjamin Manser)

Stefan Schmid. (Bild: Benjamin Manser)

Am Samstag machten an der Klimademonstration in Zürich erstmals linksradikale Anhänger der «Bewegung für den Sozialismus» auf sich aufmerksam. Die Gefahr der Vereinnahmung der Generation Thunberg nimmt damit zu. Gleichzeitig spielen die antikapitalistischen Parolen begnadeten Aufwieglern wie SVP-Nationalrat Roger Köppel in die Hände. Er twitterte postwendend: «Hier haben wir den Missbrauch des Klimawandels durch die dunkelroten Öko­sozialisten.» Seine Äusserung verfolgt den Zweck, die Klimabewegung als sozialistisches Projekt zur Enteignung des Mittelstands zu diskreditieren.

Primär aber geht es Blochers Adlaten darum, die eigenen Truppen zu wecken, damit diese nicht dem eidgenössischen Wahlsonntag entgegendämmern. Zwischen Köppels kompromisslosem Klimagezwitscher und den SVP-Niederlagen der letzten Wochen besteht ein Zusammenhang. Köppel und Blocher wissen: Das Klimathema bekommen sie bis im Herbst nicht mehr vom Tisch. Zu viele – auch bürgerlich denkende Schweizer – machen sich Sorgen um die schmelzenden Gletscher. Köppel versucht daher, das Thema mit einer den politischen Gegner verunglimpfenden, hetzerischen Kampagne neu zu besetzen. Das Motto: Wenn ihr schon eine Klimadebatte wollt, dann liefere ich euch eine.

Wer geglaubt hat, Blocher nehme die absehbare Wahlschlappe seiner Partei einfach so hin, sollte rasch aufwachen. Was wir hier sehen, ist das Vorspiel zu einem wohl noch nie erlebten Aggressiv-Wahlkampf, in welchem sich Dichtung und Wahrheit wild vermischen. Der geistige Vater dieser Art Politik ist immerhin Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.