Mensch & Medien
Zum Abschied ein Geschenk von Doris Leuthard

Christian Mensch
Christian Mensch
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Doris Leuthard hat die privaten Radio- und TV-Stationen mit 13,5 Millionen Franken beglückt.

Doris Leuthard hat die privaten Radio- und TV-Stationen mit 13,5 Millionen Franken beglückt.

KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Der Vorgänger von Doris Leuthard als Medienminister war ein medialer Griesgram. Moritz Leuenberger (SP) haderte mit den Journalisten, die von ihm in kurzen Sätzen wissen wollten, was er auch in langen Sätzen nicht auf den Punkt brachte.

Ihr Vorvorgänger als Medienminister war eine mediale Naturerscheinung. Adolf Ogi (SVP) schwadronierte vor der Kamera, dass es einem warm ums Herz werden konnte, ohne wirklich zu verstehen, was er mit seinen blühenden Sprachbildern eigentlich hatte sagen wollen.

Doris Leuthard (CVP) selbst hat als Medienministerin die Geister gespalten. Wo Leuenberger den Schnauz hängen liess, lächelt sie entwaffnend. Wo Ogi ausuferte, hat sie klare Ansagen gemacht.

Bei den privaten Medien fanden ihre Aussagen wenig Beifall. Dass sie ihnen fehlende Innovationsfreudigkeit vorgeworfen hat, löste verständlicherweise kein Freude aus. Sie hinterlässt zudem den Entwurf eines Mediengesetzes, das die Verleger als viel zu SRG-freundlich kritisieren. Dabei wird die Geschichte dereinst lehren: Es wird Leuthard gewesen sein, die als Medienministerin den politischen Boden bereitet hat, dass die Schweiz mittelfristig zu einer breiten staatlichen Förderung aller Medien übergeht.

Als Vorgeschmack hat Leuthard den Verlegern vor einigen Tagen ein hübsch verschlauftes Paket vor die Tür gestellt. Mit ihrem Rücktritt, also auf 2019, darf es ausgepackt werden: Es enthält 13,5 Millionen Franken an zusätzlichen Subventionen für die privaten Radio- und TV-Stationen mit Konzession. Geld, das ohne jede Bedingung verteilt wird. Kein Journalist muss neu angestellt, keine Programmidee frisch realisiert werden. Wenn dies kein versöhnliches Abschiedsgeschenk ist.

christian.mensch@schweizamwochenende.ch