Kommentar
Gratis-Tampons mit grosser Symbolkraft

Dass in Schultoiletten der Stadt Luzern künftig Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung stehen, trägt dazu bei, ein Tabu zu brechen.

Beatrice Vogel
Beatrice Vogel
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In Stadtluzerner Schulen gibt's künftig Gratis-Menstruationsartikel.

In Stadtluzerner Schulen gibt's künftig Gratis-Menstruationsartikel.

Alexandra Wey /Keystone

Tampons und Binden werden an Stadtluzerner Schulen ab dem kommenden Schuljahr gratis zur Verfügung gestellt. Was das Luzerner Stadtparlament am Donnerstag beschlossen hat, ist weder ein teurer Budgetposten noch betrifft es vordergründig weite Teile der Bevölkerung. Doch Luzern nimmt damit eine Pionierrolle in der Zentralschweiz ein. Für Schülerinnen bringt die Verfügbarkeit von Menstruationsartikeln eine Erleichterung. Und vor allem ist die Symbolwirkung des Entscheids nicht gross genug einzuschätzen.

Natürlich will niemand mit einem Blutfleck am Hosenboden herumlaufen. Das eigentliche Problem liegt aber tiefer: Es geht um die damit verbundene Scham, um ein gesellschaftliches Tabu. Mädchen wachsen damit auf, dass die Periode etwas Unreines und Lästiges ist, etwas, das man möglichst vor anderen verstecken sollte. Niemand soll merken, wenn Frau menstruiert, weil das peinlich ist. Hinzu kommen Klischees von Übellaunigkeit, während echte körperliche Beschwerden nicht ernst genommen werden.

Aber warum sollen sich Frauen und Mädchen für etwas schämen, das absolut natürlich ist? An diesem Punkt setzt die Symbolkraft von Gratis-Menstruationsartikeln an. Wenn Tampons zum Toiletteninventar gehören wie WC-Papier, lernen Mädchen, dass ihre Periode etwas Selbstverständliches ist. Die Sicht- und Verfügbarkeit der Produkte signalisiert: Es ist normal, einmal im Monat zu bluten. Man darf – ja, sollte – darüber reden. Davon können wir alle profitieren.