Leserbriefe
Klimawandel – Studien und konkrete Erfahrung

Zur eidgenössischen Abstimmung über das Klimagesetz am 18. Juni

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Im Bericht «Breite Allianz für Klimaschutzgesetz» vom 12. Mai wird Mitte-Nationalrätin Priska Wismer-Felder zitiert mit den Worten: «Klimaschutz ist lebensnotwendig, gerade für die Landwirtschaft.» Vor wenigen Tagen erzählte mir eine Bäuerin aus Oberkirch, dass für sie der Klimawandel einschneidend sei. Sie berichtete, dass es dieses Jahr auf ihrem Hof kaum Kirschen gäbe. «Als die Bäume blühten, flogen die Bienen nicht, weil es zu kalt war. Und als die Sonne schien, ging ein starker Wind, sodass die Bienen auch nicht flogen.» Das Wort Klimawandel kam dieser Bauersfrau ganz selbstverständlich über die Lippen, einfach weil sie diesen existenziell erlebt. Sie bezieht ihr Wissen weder aus Studien noch aus Ideologien, sondern aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen. «Nachhaltiges Oberkirch – für uns und kommende Generationen» nennt sich eine Gruppierung in unserer Gemeinde, die aktiv am politischen Geschehen teilnimmt. Wir wirken auf lokaler Ebene. Dass der Klimawandel globale Auswirkungen hat, ist unbestritten. Doch lasst uns die Schritte tun, die uns möglich sind, zum Beispiel an der Urne. Mit Blick auf unsere Grosskinder und ihre Zukunft stimme ich Ja.

Maria Graf, Oberkirch


Das Klimagesetz ist dumme Sisyphus-Politik. Die Schweiz braucht kein neues Klimagesetz, es braucht einen Zuwanderungsstopp.

Beat Estermann, Emmenbrücke


Es kommt immer wieder vor, dass im politischen Diskurs wissenschaftliche Studien als Grundlagen für die Argumentationsketten zitiert werden. Dies macht Sinn und untermauert die vertretene Position. Es werden aber auch immer wieder Aussagen in Studien aus dem Kontext gerissen, oder Arbeiten genommen, welche der wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten, um der eigenen politischen Meinung zu dienen. Im jüngsten Fall haben Vertreterinnen und Vertreter der SVP eine Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) als Grundlage genommen für ihre Argumentation, dass das Klimagesetz zu viel Geld und damit Arbeitsplätze kosten würde (etwa in der Ausgabe vom 2. Mai). Die Studie der EMPA untersuchte drei Szenarien unter der Voraussetzung, dass unser gesamter Energiebedarf in der Schweiz produziert und gespeichert werden sollte. Die Studie kam zum Schluss, dass dies wenig Sinn mache und dass es zu teuer sei, alle Energie im Inland herzustellen. Vielmehr solle auf einen möglichst hohen Elektrifizierungsgrad im Inland und einen Verbund mit Europa hingearbeitet werden. Die Studie bezieht sich kein einziges Mal auf das Klimagesetz und dessen Kosten. Es stimmt mich nachdenklich, wenn Politiker wissenschaftliche Arbeiten so zerpflückt, damit sie in ihr Parteiprogramme passen. Vielmehr sollten wissenschaftlich erhärtete Erkenntnisse die Grundlage bilden für politische Entscheidungen.

Paddy Matter, Grünliberale Obwalden, Kägiswil