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Kein Bedarf an eigener Sammelstelle

«Nidwalden plant ‹Güsel›-Zukunft», Ausgabe vom 2. Juli 2022

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Der Kehrichtverwertungsverband (KVV) verfehlt Ziel und Zweck der Nidwaldner Verbandsgemeinden, indem er einen Planungskredit von 200'000 Franken abseits ihrer Bestimmungen für den Neubau eines Recyclingcenters beschliesst. Da müssten wirklich vorrangig die Statuten geändert werden.

Mit Erstaunen durfte man der Presse entnehmen, dass sich der Kehrichtverwertungsverband Nidwalden bald unternehmerisch betätigen will. Ein eigenes kantonales Recyclingcenter soll her. In Land und Gebäude, Maschinen und Anlagen, sowie Personal soll «investiert» werden. Das Absurde daran: Der Verband, bestehend aus den Nidwaldner Gemeinden, konkurrenziert dabei nicht nur die Privatwirtschaft (welche solche Dienstleistungen weit effizienter und professioneller erbringen kann), sondern gleich noch seine Eigentümer – nämlich die Gemeinden. Inzwischen sind in fast allen Gemeinden für hunderttausende von Franken neue Sammelstellen errichtet worden oder werden es noch. Ganz dem Zeitgeist entsprechend wird das Angebot dabei noch massiv ausgebaut, gut 90 Prozent der Altstoffe können lokal entsorgt werden, nur wenige, ganz spezielle Stoffe müssen anderweitig zurück in den Materialkreislauf gebracht werden.

Seit der Gründung des Verbands vor über 60 Jahren hat sich die Welt bezüglich des Umgangs mit Abfall und der Rezyklierung drastisch verändert. Der damals sinnvolle Zweck des Verbandes, nämlich «die gemeinsame Sammlung und Entsorgung sämtlicher Abfälle» (Art. 3 der Statuten), stammt aus dem Denken der Abfalldeponierung im Cholwald. Schon zur Jahrtausendwende hat der Verband die Zeichen der Zeit nicht erkannt und sich, trotz geänderter Gesetzeslage, noch massiv dafür eingesetzt, dass Abfälle bedenkenlos in die eigene Kehrichtdeponie im Cholwald gekippt werden. Es war ja schliesslich ein gutes Businessmodell. Über Jahrzehnte wurden inzwischen 17 Millionen Franken Eigenkapital angehäuft. Gelder, die eigentlich den Gemeinden und schlussendlich den Bürgerinnen und Bürgern von Nidwalden gehören. Offensichtlich verstehen sich einzelne Gemeindevertreter im Verband als kleine Unternehmer. Zwar mit einem Amt betraut, jedoch der Verlockung erlegen, mit fremdem Geld kreativ zu werden.

Der KVV Nidwalden will sich in einem neuen «Geschäftsfeld» versuchen, obwohl kein objektiver Bedarf dazu besteht. Ein Blick über die Kantonsgrenze zeigt, weder in Uri noch in Obwalden betreiben kantonale Verbände eigene Sammelstellen. Es wäre eine Verschwendung von Ressourcen und Finanzen. Hoffentlich kommt jetzt endlich eine politische Diskussion in Gange, welche den Sinn des Verbandes hinterfragt. Bevor der KVV Nidwalden wie vor 20 Jahren wieder irrlichtert, soll das angehäufte Geld zu einem grossen Teil zurück an die Gemeinden, diese können die Mittel für ihre Investitionen vor Ort genauso gut gebrauchen. Die Idee zum Betrieb einer eigenen Sammelstelle müsste begraben werden, niemand in Nidwalden würde sie vermissen.

Meinrad Grüniger, Ennetbürgen