Leserbrief
Gedanken auf einer Velofahrt

Lesergedanken zu Verkehr und Umwelt

Drucken

Es gibt sie, die Menschen, die all ihre Wege im Umkreis von fünf bis zehn Kilometern mit dem Velo zurücklegen. Da sie ihr Ziel auf direktem Weg erreichen möchten, müssen sie manchmal auf Hauptstrassen fahren.

Als ich kürzlich morgens unterwegs war, habe ich einmal mehr gestaunt. In etwa jedem siebten Auto scheint eine Försterin oder ein Waldarbeiter zu sitzen. Dieser Berufszweig muss boomen.

Für ihre Arbeit brauchen sie stark motorisierte, hochbeinige, breite Gefährte. Klar, denn ein leichtes, stromlinienförmiges, spritsparendes Fahrzeug ist für den Einsatz im unwegsamen Gelände nicht geeignet. Die Förster und Waldarbeiterinnen steuern unterschiedliche Wälder an, denn in jedem Auto sitzt nur eine Person. Schön, dass sie sich jeden Morgen so viele Menschen anschicken, unseren Wald zu pflegen, junge Bäume zu pflanzen, alte zu fällen und so etwas für den CO2–Haushalt zu tun. Seltsam nur, dass die Förster Anzüge tragen und die Waldarbeiterinnen elegante Sommerkleider. Ihre Motorsägen und Setzlinge scheinen sie in ihren Akten- und Einkaufstaschen mitzuführen.

So pedale ich auf der Hauptstrasse, manchmal wird mir ein Raum zugewiesen, der durch eine gelbe, unterbrochene Linie gekennzeichnet ist, manchmal endet diese Linie ohne erkennbaren Grund, und dann muss ich hoffen, dass mein Raum auf der Strasse respektiert wird und ich von den breiten Fahrzeugen nicht zu nahe überholt werde. Mein Treibstoff übrigens: Birchermüesli und Kaffee.

Thomas Fähndrich, Cham