«Erweiterung Schulanlage Herti: Grösse der Gesamtinvestition heruntergespielt?», Ausgabe vom 8. August
Man kann in unserer Stadt auf sehr vieles stolz sein. Auf die zahlreichen Provisorien und Containerbauten, in denen unsere Schulkinder unterrichtet werden, leider nicht. Eigentlich ist es deshalb erfreulich, dass nach jahrelangem Hin und Her nun mit der Vorlage Nr. 2753 der Stadtrat endlich das Problem an der Wurzel packen will. Am 2. Juli 2013 lehnte der GGR einen Projektierungskredit von damals 3,7 Millionen Franken ab und wies das Projekt an den Stadtrat zurück. Die damaligen Gesamtkosten wurden auf rund 46 Millionen veranschlagt. Heute wird ein Projekt in der Höhe von 66,3 Millionen (inkl. Projektierungskredit von 2,6 Millionen) vorgeschlagen. Der Neubau umfasst im Wesentlichen 24 Unterrichtszimmer mit Gruppenräumen, Fachzimmern und Fachunterrichtsräumen, eine Aula und Bibliothek sowie Räumlichkeiten für Heilpädagogik, Logopädie und Schulsozialarbeit sowie eine Doppelsporthalle. So weit, so gut? Leider nein: Zusätzlich hat der Stadtrat im Zusammenhang mit dieser Vorlage noch «gebundene Ausgaben» von 22,8 Millionen Franken für den Umbau und die Sanierung des heutigen Bestandesbaus und oben drauf noch 14,24 Millionen für Mieten und weitere neue Provisorien bewilligt. Kurz und gut, die Gesamtinvestition für eines von mehreren Quartierschulhäusern soll nun insgesamt 103,3 Millionen kosten. Und das sind erst die Zahlen für die erste Etappe, die Höhe der Investitionen für die zweite Etappe sind nicht bekannt. Das bestehende Hallenbad wird kaum saniert, die Anzahl Aussenparkplätze werden nicht erhöht und wir gewinnen effektiv lediglich zehn neue Schulzimmer. Nicht im Raumprogramm enthalten ist der Erhalt in der heutigen Aula integrierten Zivilschutzanlage mit 506 Schutzplätzen, das in Zeiten eines Kriegs in Europa mit einem Aggressor mit Atomwaffen! Aufgrund des prognostizierten Wachstums sei der Bedarf bis mindestens 2027 im Quartier gedeckt, heisst es. Es geht der Stadt Zug seit 2015 tatsächlich finanziell besser. Aber selbst obwohl bereits beträchtliche Rückstellungen für Schulbauten gebildet wurden (per Ende 2021: 116,6 Millionen), geht es nicht an, dass der Stadtrat mittels gebundener Ausgaben (mit Berufung auf §26 des Zuger Finanzhaushaltsgesetzes) die wahren Kosten der Schulhauserweiterung Herti und den gesamten Folgekosten verwedelt und leider erneut mit der ganz grossen Kelle anrührt.
Die Stimmbürger sind sicher bereit, in die in den letzten Jahren sehr stark vernachlässigten städtischen Schulinfrastrukturen zu investieren, das haben sie auch beim Ausbau des Loretoschulhauses (20,65 Millionen im Dezember 2021) deutlich dokumentiert. Bau- und Planungskommission und Geschäftsprüfungskommission sind gefordert, für dieses Projekt nach 9 Jahren des Wartens ruhig die entsprechende Zeit zu nehmen und dem GGR entsprechende Änderungen vorzuschlagen. Die Stadt Zug hat nicht nur ein einziges Schulhausareal zum vergolden, sondern weitere substanzielle infrastrukturelle Verbesserungen sind in der Stadt Zug auch morgen nötig – ein grosszügiges Hallenbad gehört für alle Zugerinnen und Zuger dazu.
Philip C. Brunner, Gemeinderat SVP, Zug