JAZZKANTINE: Bei «Alpini Vernähmlassig» kommt es zum Generationenwechsel

Alpini Vernähmlassig, die Volksmusikband der Hochschule Luzern – Musik, hat neue Mitglieder. Sie eröffneten am Montag das Szenenwechsel-Festival. «Question de style» ist dieses Jahr das Thema.

Katharina Thalmann
Drucken
Die «Alpini Vernähmlassig» spielte bereits am Eröffnungskonzert des Szenenwechselfestivals 2017 in der Jazzkantine Luzern. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 30. Januar 2017))

Die «Alpini Vernähmlassig» spielte bereits am Eröffnungskonzert des Szenenwechselfestivals 2017 in der Jazzkantine Luzern. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 30. Januar 2017))

Am Samstag noch bei «Viva Volksmusik» auf SRF, am Montag im Kantinenkeller: Der Klarinettist Dani Häusler begrüsst das Publikum. Den ersten Teil des Abends gestaltet die Formation aus seinem Workshop an der Hochschule. Eigentlich sind die Musiker in beiden Sets die gleichen; die Alpini Vernähmlassig wird einfach durch zwei weitere Studierende ergänzt.

Die Volksmusik-Antwort auf die Stilfrage lautet «Mélange individuel». So wurden für den ersten Teil des Konzerts verschiedene Stile wie Schottisch, Walzer und Mazurka individuell arrangiert. Dazu gehört Feldforschung: Der Hackbrettspieler Emanuel Krucker hat sich durch einen Teil der 2000 Titel umfassenden Gehrseff-Sammlung gearbeitet. Die Kontrabassistin Madlaina Küng nahm sich dem Tessiner «Valzer nel bosco» an und arrangierte ihn so, dass «der Kontrabass mal nicht immer begleitet». Wenn dazu das Hackbrett plötzlich klagende Tremoli statt lüpfige Akkorde spielt, wähnt man sich sofort in der mediterranen Südschweiz. Das ist lebendiger Umgang mit Stilfragen!

Neue Einflüsse für die neuen Alpinis

Noch immer ist Luzern der einzige Ort in der Schweiz, wo man Volksmusik studieren kann. Entsprechend prominent sind die Dozenten: Dani Häuslers Hujässler-Kollege Markus Flückiger sass am Montag in der ersten Reihe. Sein Sohn Dominik Flückiger studiert inzwischen auch Volksmusik, wie sein Vater spielt auch er Schwyzerörgeli. Die Sängerin Nadja Räss unterrichtet ab Herbst an der Hochschule Jodeln. Das war bis anhin nicht möglich – jedenfalls nicht auf dem Papier. Der Saxofonist Albin Brun leitet neu die Alpinis. Wie Räss ist auch er Preisträger des Schweizer Musikpreises. Die volksmusikalischen Voraussetzungen scheinen in Luzern ideal.

Die Alpini Vernähmlassig ist das Hochschullaboratorium für neue Volksmusik. Der Tradition verpflichtet, ist diese auch offen für Einflüsse von aussen. Das können Regionen sein: Albin Bruns Stück «Minsk» spielt mit osteuropäischen Rhythmen. Die Einflüsse können auch von Genres kommen wie etwa in Bruns «Simmelibärg-Tango». Oder aber schlicht aus dem Alltag wie in Kristina Brunners «Dunschtig». Die Cellistin spielt auch Schwyzerörgeli, und besagtes Örgelitrio wurde von ihr, Markus Flückiger und Florian Gass wunderbar gespielt. Gemeinsam mit Brunner bilden die Geigerin Helen Maier und die Kontrabassistin Madlaina Küng das charismatische (weibliche!) Streicherregister der neuen Alpinis. Im Pianisten Jonas Gisler vereinen sich zwei erfrischende Stile: Sein Spiel zeichnet sich durch Sanftheit aus. Als Moderator des Alpini-Sets zeigte er sich von einer witzigen bis frechen Seite. Albin Bruns Komposition «Z?osaviˆnul» liegt eine Anekdote aus Moldawien zu Grunde. Doch wissen die Alpinis, wer Joe Zawinul war? Jedenfalls würde den neuen Alpinis eine Prise «Weather Report» guttun: Die von Zawinul und Wayne Shorter gegründete Fusionsband war selbstbewusst, wild und brillant. Die Alpinis werden sich finden, das Potenzial ist vorhanden. Denn in der Zugabe, einem a-Moll-Schottisch, nimmt die reine Spielfreude überhand.

Katharina Thalmann

kultur@luzernerzeitung.ch