KLEBEBILDER: Luzerner Farbtupfer in der Fussballwelt

Seit zehn Jahren gehören die «Tschutti-Heftli»-Bildli zu jedem Grossturnier. Jetzt wollen sie nach Deutschland auch Österreich erobern.

Michael Graber
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«Tschutti-Heftli»-Bilder: Lichtsteiner. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Lichtsteiner. (Bild: pd)

Michael Graber

Kurze Zeitreise: Vor zehn Jahren war Silvan Glanzmanns Stube hoffnungslos überstellt. Hunderte Panini-Bilder wurden von Dutzenden Händen in mühsamer Arbeit sortiert, in Tüten gepackt und anschliessend in Luzerner Beizen verkauft. Grafiker und Illustratoren aus dem Umfeld des Luzerner «Tschutti-Heftli» hatten zur EM in der Schweiz und Österreich die Spieler gestaltet. Damals ahnte noch niemand, wie sich diese Idee, die einst nach mehreren Gläsern Bier entstand, entwickeln würde.

Verspielte Elemente

Heute würden weder Stube noch Hände ausreichen. Vier Millionen Bilder drucken die Macher mittlerweile. Verkauft werden sie in drei Länder. 200 Künstler, Grafiker und Illustratoren (darunter viele aus dem Ausland) haben sich beworben, um eine der Mannschaften gestalten zu können. Und ganz ehrlich: Ohne die Bilder des «Tschutti-Heftlis» würde uns bei den Europa- und Weltmeisterschaften wirklich etwas fehlen.

Auch diesmal sind wieder zahlreiche kleine Kunstwerke entstanden. Komplett unterschiedlich, aber alle eigenständig. Während die Rumänen als traurige Vampire daherkommen, sind die Fussballer aus Polen regelrechte Gemälde. Dazu kommen viele verspielte Elemente: Die Spieler der Nationalmannschaft aus Island sind aus zahlreichen kleinen Dingen zusammengesetzt. Auf Panini-Bild-Grösse geschrumpft, ist es fast unmöglich auszumachen, was da alles hineingepackt wurde.

Für eine gute Sache

Jede der 24 Mannschaften ist ein eigenständiges kleines Kunstwerk (dazu hat auch noch ein Frauen-All-Star-Team Platz im Heft gefunden). «Wir wollen eine schöne Alternative zu den kommerziellen Panini-Bildern bieten», sagt Silvan Glanzmann, der das Projekt mittlerweile aus dem Luzerner Neubad koordiniert und organisiert. Trotz grossem Wachstum sind die Macher vom «Tschutti-Heftli» nie der Versuchung erlegen, das grosse Geld zu machen. Glanzmann und die Künstler erhalten einen kleinen Lohn – die ehrenamtliche Arbeit überwiegt aber immer noch deutlich. Pro verkauftes Päckli (in einem Päckli für Fr. 1.50 hat es zehn Bildchen) gehen 10 Rappen an die Hilfsorganisation Terre des Hommes, die damit Projekte unterstützt, um Kinder von der Strasse zu holen. Den Gewinn setzt das «Tschutti-Heftli» für kulturelle und soziale Projekte ein.

Beim grossen Reibach, der rund um die grossen Fussballturniere gemacht wird, ist das ein schöner Gegentrend. Einer, der jetzt auch in Österreich Fahrt aufnehmen soll. Die «Tschutti-Heftli»-Bilder werden erstmals auch bei unserem östlichen Nachbarn im grossen Stil verkauft (mit einer Partnerorganisation, die sich für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen einsetzt). «Die Fussball-Euphorie bei den Österreichern ist gerade riesig», sagt Glanzmann. Entfacht hat sie nicht zuletzt der Schweizer Trainer Marcel Koller – er war auch in der Jury, die unter allen Einsendungen die endgültigen Künstler für die «Tschutti-Heftli»-Bilder gekürt hat.

Dank den Össis kommt auch ein (halber) Luzerner zum Handkuss: Jakob «Köbi» Jantscher (siehe Bild in der untersten Reihe). Der FCL-Spieler hat ein eigenes Bildchen (was bei elf ausgewählten Spielern pro Team doch eher verwunderlich ist).

Erfrischender Kontrapunkt

Glanzmann lacht: «Für uns war immer klar, dass der ‹Köbi› rein muss.» Da die Künstler teilweise nur minimale Fussballkenntnisse haben, werden die Spieler von den «Tschutti-Heftli»-Machern ausgewählt, und die sieht man oft auf der Luzerner Allmend, wo sie über die Leistungen von Jakob Jantscher jubeln – und manchmal auch verzweifeln. Jantscher selber sagt in einem Werbevideo, «der Künstler hat mich ganz gut getroffen» – eine doch eher gewagte Aussage.

Aber auch das ist so erfrischend an den «Tschutti-Heftli»-Paninis: Sie sind auch ein erfrischender Kontrapunkt zu dem von Eitelkeit durchsetzten Fussballgeschäft. Frisuren werden unglaublich nebensächlich, wenn aus Spielern Fingerpuppen werden, wie der Luzerner Künstler Benedikt Notter das mit den Ukrainern macht.

Hinweis

Die Vernissage der «Tschutti-Heftli»-Bilder findet am 8. April im Luzerner Neubad statt (19.00). Ab dann kann man die Bilder auch an diversen Orten oder unter www.tschuttiheft.li kaufen. Dort findet man auch eine Online-Tauschbörse.

Wir verlosen drei Startersets (Heft und fünf Päckli Bilder). Wählen Sie 0901 83 30 24 (Fr. 1.50 pro Anruf) oder nehmen Sie unter www.luzernerzeitung.ch/wettbewerbe an der Verlosung teil.

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Xhaka. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Xhaka. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Lewandowski. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Lewandowski. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Keane. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Keane. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Rat. (Bild: pd)

«Tschutti-Heftli»-Bilder: Rat. (Bild: pd)