Bei der Entwicklung der Religionszugehörigkeit in Europa driften Osten und Westen in jüngerer Zeit auseinander. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Universität Luzern. Eine Ausnahme bildet Tschechien.
Die Datenbank namens SMRE, welche die Universität am Dienstag präsentierte, liefert erstmals vergleichbare Daten in hoher Auflösung zur Religionszugehörigkeit in allen Ländern Europas, inklusive der Türkei. Es handelt sich dabei um eine frei zugängliche Internet-Plattform.
Auf einer interaktiven Karte wird ersichtlich, welcher Prozentsatz der Bevölkerung eines Landes welcher Religion angehört. Die Daten stammen aus Volkszählungen, Umfragen und wissenschaftlichen Experten-Schätzungen. Sie umfasst die zwei Perioden 1996 bis 2005 und 2006 bis 2015.
In 70 Prozent aller Staaten herrscht die traditionelle Religionszugehörigkeit auch heute noch vor. In vielen dieser Länder seien die Verhältnisse auch im beobachteten Zeitraum stabil, es habe keine religiöse Pluralisierung stattgefunden, schreiben die Forscher.
Die übrigen Staaten haben sich in zwei Richtungen entwickelt. Im orthodoxen Russland und in Weissrussland sowie in Bosnien-Herzegowina, Polen oder der Ukraine fand eine Homogenisierung statt, die grösste Religionsgemeinschaft legte zu.
Dagegen sind vor allem in den nordischen und in geringerem Ausmass auch in westeuropäischen Ländern Säkularisierung und Pluralisierung deutlich angestiegen.
Die Säkularisierung, die im 20. Jahrhundert einsetzte, brachte Länder hervor, in denen Menschen ohne Religionszugehörigkeit die Mehrheit stellten, wie etwa Tschechien, Grossbritannien und Frankreich. Die Forscher betonen, dass die jüngere Zuwanderung demgegenüber religionsstatistisch gesehen von untergeordneter Bedeutung sei.
Die Uni Luzern hat die Datenbank im Rahmen eines vom schweizerischen Nationalfonds unterstützten Projekts entwickelt, das 2015 begann und am 28. Februar endet und präsentierte die Ergebnisse daraus. Das Projekte leitete Professor Antonius Liedhegener.
sda