Kaffee Rast in Ebikon feiert heuer sein 100-Jahr-Jubiläum. Ein Stück starke Familiengeschichte, bei der der Erfolg auf der Begeisterung für den Kaffee und dem ausserordentlichen Engagement von vier Generationen beruht.
Auch wenn Xaver und Anna Rast bereits im Jahre 1918 verschiedene und für damalige Verhältnisse exotische Waren im Angebot geführt haben, ihr Herz haben sie von Anfang an nur einem Produkt verschrieben – dem Kaffee. «Es war bereits die Mission unserer Urgrosseltern, auf der Suche nach der besten Bohne sämtliche Röstereien der Region abzuklappern», sagen Evelyne (37) und Beatrice (35) Rast heute. Sie sind die Urenkelinnen von Xaver und Anna Rast und damit die vierte Generation des Familienbetriebs. Nach dem Tod von Xaver Rast führte seine Frau Anna das Unternehmen über zehn Jahre in Eigenregie und Eigenverantwortung. Frauenpower, so sind sich die zwei Schwestern einig, habe in den letzten hundert Jahren wesentlich zum Erfolg der Familie beigetragen.
So auch bei der zweiten Generation. Es sei nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gewesen, als Xaver Rast junior in Meggen im Geschäft seiner Eltern mit Bohnen und Röstverfahren zu experimentieren begann. «Unser Grossvater hatte erkannt, dass frisch gerösteter Kaffee das entscheidende Qualitätsmerkmal war», sagt Evelyne Rast. Am Ende dieser Entwicklungsphase seien für den Rast-Sprössling dann zwei Dinge festgestanden. Erstens, dass er in der Stadt Luzern einen Laden mit eigener Rösterei eröffnen will, und zweitens, dass er der ehemaligen Lehrtochter des Kolonialladens seiner Eltern einen Heiratsantrag machen wird. Beides war von Erfolg gekrönt. Aus der Ehe mit Elisabeth gingen sechs Kinder hervor, und der 1953 an der Bundesstrasse in Luzern eröffnete Laden sollte über ein halbes Jahrhundert der Anziehungspunkt städtischer Kaffeeliebhaber werden. Sogar die Prominenz auf dem Bürgenstock habe zu jener Zeit Kaffee aus der Rast-Rösterei serviert erhalten – ein Auftrag, den man allerdings später wieder verlieren sollte.
Nach dem frühen Tod des Grossvaters haben dessen beide Söhne Markus und Bernhard die Geschäftsleitung übernommen. Nach sechs Jahren gemeinsamer Betriebsführung habe dann Markus die Verantwortung alleine übernommen. Zusammen mit seiner Frau Trudy schärfte die dritte Generation das Profil der Marke Rast und entwickelte den Betrieb zur Gourmet-Rösterei. 2010 krönte das Fachmagazin «Crema» die Familie zum Röster des Jahres im deutschsprachigen Raum. Lange Zeit noch immer mit von der Partie war Elisabeth Rast – die einstige Lehrtochter des Kolonialladens in Meggen. «Unsere Grossmutter hat den Rast-Familienbetrieb während mehr als 50 Jahren massgeblich geprägt und war bis ins hohe Alter täglich im Betrieb anzutreffen», erinnern sich die Rast-Schwestern. Doch auch der vierten Rast-Generation ist die Bohne in die Wiege gelegt. «Ich habe eigentlich in der Werbung gearbeitet. Als ich 2001 bei einem Jobwechsel zu Hause kurz ausgeholfen habe, hat es mir den Ärmel reingezogen», so Evelyne Rast. Mit der Aufgabe des Ladens an der Bundesstrasse habe man sich schliesslich gänzlich auf den Kaffee fokussiert. Auf der Suche nach einem neuen Produktionsstandort habe man schliesslich 2004 die neue Rösterei in Ebikon in Betrieb genommen. 2006 kam dann auch die jüngere Schwester Beatrice an Bord des Familienbetriebs, und 2013 folgte Adrian Gisler (40), der Ehemann von Beatrice. Trotz der speziellen Verflechtung von Beruf und Familie: Im Gespräch mit den Rast-Schwestern wird klar, dass sie ein eingespieltes Team sind. Ein kurzer Blick genügt, und sie wissen, wer was sagen wird. So etwa bei der Frage, wo wohl die wesentlichsten Unterschiede zu ihren Urgrosseltern liegen. «Im Gegensatz zu Vater oder Grossmutter hatten wir viel mehr Zeit, uns auf die Übernahme vorzubereiten», sagt Beatrice Rast schliesslich. Ein Umstand, der den Jungunternehmerinnen zugutekommt. Denn nebst dem geerbten Geschäftssinn hat sich die vierte Rast-Generation das Einmaleins der modernen Betriebswirtschaft dazuverdient. Beide sind Absolventinnen des Nachdiplom-Studienganges an der Universität St. Gallen und können zusätzlich aus dem Fundus bisheriger Berufserfahrungen schöpfen. Adrian Gisler, einstiger Primarlehrer, habe sich ferner zum Röster ausbilden lassen und leitet seither die Produktion. Evelyne kümmert sich vordergründig um den Verkauf, Beatrice um die Beschaffung.
Zu früher gleich geblieben sei das hohe Engagement, das man bei einem eigenen Betrieb zu leisten bereit sein müsse. Auf die Frage, ob da das Opfer in der heutigen Freizeitgesellschaft nicht zu gross sei, schütteln die Rast-Schwestern den Kopf. «Ich beneide die Leute nicht, die nur auf ihre nächsten Ferien hinarbeiten.» Entsprechend enthusiastisch und mit vielen Ideen gehen Beatrice und Evelyne Richtung Zukunft.
Eine davon sind Schulungen für Personen, die ihren Kaffee zubereiten. Man habe erkannt, dass man eigentlich nur ein Halbfabrikat verkaufe und es mit der Auslieferung des Kaffees nicht getan sei, um zum Schluss den perfekten Kaffee in der Tasse zu haben. «Man stelle sich vor, ein Bauer in Südamerika pflanzt einen Kaffeebaum und kann erst nach drei Jahren die ersten Bohnen ernten. Diese werden dann über den Atlantik verschifft, umgeschlagen und bei uns in Ebikon geröstet. Leider braucht es dann nur 20 Sekunden falsche Zubereitung, um die vorherige Arbeit zu ruinieren», sagt Beatrice Rast. Deshalb habe man bereits vor 14 Jahren die Rast-Kaffee-Akademie ins Leben gerufen. Kurse, in denen die Zubereitung vermittelt werde und durch welche man gleichzeitig eine gewisse Kundenbindung generiere. Ein Konzept, das aufzugehen scheint. Ohne detaillierte Zahlen zu nennen, sagen die Rast-Geschwister, dass man gut unterwegs sei. Man beschäftige mittlerweile 20 Personen beziehungsweise biete 14 Vollzeitstellen an, 90000 Tassen Rast-Kaffee würden in der ganzen Schweiz täglich konsumiert und ja: Der Kaffee im neuen Bürgenstock-Resort komme natürlich wieder aus der Rast-Rösterei in Ebikon.