Gastfreundschaft ist einer der drei wichtigsten Faktoren, wenn es um Ferienbuchungen geht. Zumindest sehen das die Gäste so. Die Branchenvertreter haben eine andere Einschätzung.
Die Zahlen einer Studie der Hochschule Luzern zeigen eine grosse Diskrepanz zwischen Gästen und Touristikern: 48 Prozent der befragten Gäste zählen Gastfreundschaft zu den drei relevantesten Faktoren für einen Buchungsentscheid. Bei Fachkreisen sind es lediglich 26 Prozent. «Die Branchenvertreterinnen und -vertreter unterschätzen, wie wichtig Gastfreundschaft für Touristen ist. Das ist problematisch», sagt Jürg Stettler, Leiter des Forschungsprojekts.
Die Hochschule Luzern untersuchen in einem interdisziplinären Forschungsprojekt, wie es um die hiesigen Gastgeberqualitäten bestellt ist. Dazu haben die die Wissenschaftler in den vergangenen Monaten zwei Umfragen durchgeführt: Einerseits beurteilten 114 Vertreterinnen und Vertreter der Tourismusbranche die Wichtigkeit der Gastfreundschaft und die Zufriedenheit damit in der Zentralschweiz – und zwar aus Sicht der Gäste. Andererseits beantworteten 887 Touristen, grösstenteils aus dem Inland, und 496 Personen aus der hiesigen Bevölkerung die gleichen Fragen. Nun konnten die Einschätzungen der verschiedenen Gruppen miteinander verglichen werden.
Branchenvertreter die Zentralschweizer taxieren Gastgeberqualitäten wesentlich kritischer als dies die Gäste selbst und die Bevölkerung tun. Auf einer Skala von 1 (völlig unzufrieden) bis 7 (völlig zufrieden) beurteilen sie die Zufriedenheit mit der Gastfreundschaft nur mittelmässig, nämlich mit einem Durchschnittswert von 4,7. Deutlich besser fallen die Antworten der Gäste aus, die 6,2 Punkte vergeben; die durchschnittliche Einschätzung der Bevölkerung liegt bei 5,6 und ist also etwas näher an jener der Gäste als die der «Profis».
Das Forschungsprojekt hat auch das Ziel, Tourismusunternehmen für das Thema zu sensibilisieren. Die Hochschule Luzern bietet unter anderem Workshops für Mitarbeitende und Führungskräfte von touristischen Betrieben an. Entstanden ist zudem die «Charta der Gastfreundschaft». Wer seine Unterschrift darunter setzt, zeigt, dass er aktiv dazu beitragen will, dass die Gäste einen unvergesslichen Aufenthalt erleben. Ziel ist, dass bis Ende Jahr 10‘000 Personen aus der Tourismusbranche und der Zentralschweizer Bevölkerung die Charta unterschreiben.
pd/cv