LUZERN: Mehr Wähler suchen Hilfe im Internet

84 Prozent der Kantonsratskandidaten haben auf Smartvote ein Profil. Die Bedeutung dieser Wahlhilfe steigt – vor allem bei einer Gruppe von Stimmbürgern.

Roseline Troxler
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Immer mehr Wählerinnen und Wähler orientieren sich beim Ausfüllen der Wahlzettel anhand der Wahlhilfe Smartvote. (Bild Boris Bürgisser)

Immer mehr Wählerinnen und Wähler orientieren sich beim Ausfüllen der Wahlzettel anhand der Wahlhilfe Smartvote. (Bild Boris Bürgisser)

So viele Luzerner wie noch nie wollen am 29. März einen Sitz im Kantonsparlament ergattern – nämlich 631 Kandidaten. Als Wähler den Überblick zu behalten, wird immer schwieriger. Daher steigt die Bedeutung von Wahlhilfen wie Smartvote (siehe Kasten) oder Vimentis. Statt die Positionen von Dutzenden von Kandidaten zu studieren, werden den Wählern passende Kandidaten vorgeschlagen. Mit einem Fragebogen wird die politische Ausrichtung der Kandidaten ermittelt. Wähler können ebenfalls den Fragebogen durcharbeiten. Die Profile werden verglichen.

Bisher 12 640 Wahlempfehlungen

Von den Kantonsratskandidaten haben 530 ein Smartvote-Profil. Das entspricht 84 Prozent der Kandidaten. Gleich viel waren es vor vier Jahren. 2007 lag die Zahl noch bei 60 Prozent. Von den Regierungsratskandidaten haben alle ein Profil erstellt. Für die Kantonsratswahlen hat Smartvote bisher 12 640 Wahlempfehlungen abgegeben (Stand gestern). Bei den Regierungsratswahlen gab es 3111 Wahlempfehlungen. Zum Vergleich: 2011 wurden für den Kantonsrat bis zum Wahltag 24 552 Empfehlungen abgegeben.

Die meisten Empfehlungen für die aktuellen Wahlen fallen mit 32 Prozent auf den Wahlkreis Luzern Stadt. Mit 6 Prozent am wenigsten sind es im Wahlkreis Entlebuch. Dies, obwohl in diesem Wahlkreis prozentual am meisten Kandidaten ein Smartvote-Profil haben. Ganz anders im Wahlkreis Luzern Land, wo ein Viertel der Kandidatenprofile fehlt. Michael Erne von Smartvote sagt: «In den grösseren Wahlkreisen, wo mehr Sitze zu vergeben sind, gibt es meist mehr Listenfüller. Daher fehlen hier öfters Profile.» Auch ein Blick auf die Parteien zeigt grosse Unterschiede. Während bei der CVP und der Jungen CVP alle Kandidaten ein Profil erstellt haben, fehlen bei der BDP 28 Profile, und bei den Juso haben 14 Kantonsratskandidaten keinen Fragebogen ausgefüllt.

Mehr panaschiert mit Wahlhilfen

Laut Tobias Arnold, Politologe und Mitarbeiter von Interface Politikstudien Luzern, hat die Bedeutung von Wahlhilfen wie Smartvote oder Vimentis stark zugenommen. «Heute ist es fast schon eine Ausnahme, wenn Politiker kein Profil bei Smartvote erstellt haben.»

Dass die Wahlhilfen den Wahlausgang beeinflussen, damit rechnet er aber nicht. «Studien kommen zum Schluss, dass die Wahlhilfen bereits vorhandene Meinungen eher bestätigen. Positionswechsel sind selten.» In Experimenten sei aber festgestellt worden, dass mit Wahlhilfen häufiger panaschiert wird.

Trotz steigender Bedeutung betont Arnold, dass es sich nur um eine Art der Entscheidungshilfe handelt. Zudem sei ein Smartvote-Profil auch nur einer von vielen Erfolgsfaktoren für Politiker und Politikerinnen. Die lokale Vernetzung, die Zugehörigkeit zu einer Partei und sogar das Aussehen hätten ebenfalls einen Einfluss darauf, gewählt zu werden.

Wahlhilfen schaffen Transparenz

Die Vorteile von Wahlhilfen liegen für Arnold in der Transparenz und der Auseinandersetzung mit politischen Themen – vor allem auch bei jungen, internetaffinen Leuten. Die Kehrseite der Transparenz sei dann aber ein gewisser Kontrollwahn. Der Politologe erklärt: «Politiker werden teils kritisiert, wenn ihr Abstimmungsverhalten im Parlament plötzlich von den Antworten im Smartvote-Profil abweicht. Ich finde, es soll Politikern aber auch erlaubt sein, ihre Positionen zu überdenken und zu wechseln.»

Die Gefahr, dass Kandidaten ihre Profile frisieren, erachtet Arnold als gering. «Parteien können ihre Mitglieder zwar anweisen, wie sie bei gewissen Themen antworten sollen. Doch in der Schweiz hat die nationale Mutterpartei meist nur einen geringen Einfluss auf die kantonalen Parteien, geschweige denn auf Kandidaten.» Für wahrscheinlicher hält Arnold, dass Kandidaten strategisch antworten, um etwa als besonders liberaler Politiker wahrgenommen zu werden.

So finden Sie Ihre Kandidaten

Die Online-Wahlhilfe Smartvote wurde 2003 vom politisch neutralen und nicht gewinnorientierten Verein Politools gegründet. Sein Ziel ist die Förderung der politischen Bildung. Unter unten stehendem Link können Sie sich mit der kostenlosen Wahlhilfe über die Kandidaten informieren. Wahlhilfe: Smartvote finden Sie unter www.luzernerzeitung.ch/wahlhilfe