3 Millionen wollte die Korporation Weggis investieren, um aus Seewasser Wärme zu gewinnen. Wegen des grossen Interesses soll es nun fast doppelt so viel sein.
Noch am 1. Februar sagten die Mitglieder der Korporation Weggis Ja zu einem 3-Millionen-Sonderkredit: Damit sollte eine Wärmepumpe gebaut werden, um aus Seewasser Energie zu gewinnen (Ausgabe vom 8. Februar).
Doch zu einer Baueingabe kam es nicht. Denn diese Pläne sind längst überholt. Für den 17. August hat der Korporationsrat abermals eine ausserordentliche Versammlung einberufen: Neu sollen ins Seewärme-Projekt insgesamt 5,6 Millionen Franken investiert werden. Der Vorstand beantragt den 317 Stimmberechtigten daher eine Krediterhöhung um 2,6 Millionen. Grund dafür ist das enorme Interesse am Projekt: «Wir wurden schlicht überrumpelt», sagt Korporationsverwalter Josef Küttel.
Den Anstoss für ein Seewärme-Projekt (siehe Kasten) gab ursprünglich die Überbauung am Spycherweg. Die 18 Wohneinheiten sollten mit einer Seewasser-Wärmepumpe beheizt oder gekühlt werden. «Für die Korporation Weggis bot sich die Gelegenheit, dieses Heizungsprojekt zu übernehmen, weiter voranzutreiben und einen Wärmeverbund See zu realisieren», sagte Korporationspräsident Thomas Lottenbach im Februar gegenüber unserer Zeitung. Nach dem Ja zum Kredit zeigte sich aber schnell: Die Anfragen interessierter Wärmebezüger überstiegen die Kapazitäten der geplanten Anlage. «Es scheint, als hätten die Weggiser bloss darauf gewartet, dass jemand dieses Projekt anpackt», sagt Verwalter Küttel. Die Anschlussgebühr für ein 4- bis 5-Familienhaus beträgt rund 20 000 Franken.
Dass der Rat nochmals über die Bücher ging, hat aber noch einen weiteren Grund: Die erste Wärmepumpe wäre im hinteren Dorfteil zu stehen gekommen. Die neue, weit grössere Anlage soll nun im ehemaligen Veloraum des Schulhauses Sigristhofstatt untergebracht werden. Küttel: «Diese Lage ist viel zentraler und bietet mehr Potenzial.» Das Seewasser selbst wird beim Seeleist Oberdorf gefasst, in der Nähe des Hotels Du Lac. In einem ersten Schritt werden im Untergrund zwei Pumpen eingebaut, bei einem späteren Ausbau könnten zwei weitere hinzukommen. Dereinst sollen in Weggis so mehrere hunderttausend Liter Heizöl durch Wärme aus Seewasser ersetzt werden.
Zu den bereits gesicherten Wärmebezügern gehören die Gemeinde mit den Schulanlagen, eine Bank, ein Mehrfamilienhaus und eine geplante Überbauung. «Für rund 600 Kilowattstunden gibt es bereits Abnehmer, das entspricht einem Drittel der Energieproduktion», sagt Küttel. «Mit Kirche, Pfarreizentrum und dem Alterszentrum Hofmatt laufen die Verhandlungen.» Während beim ersten Projekt nur die Überbauung im Spycherweg von Energie zur Raumkühlung profitiert hätte, ist dies nun für alle möglich, die am Netz angeschlossen sind. 1,4 Kilometer Leitungen fürs Fernkälte- und 2,6 Kilometer fürs Fernwärmenetz werden dafür verlegt. «Wir werden das ganze Dorf umackern», sagt Küttel. «Das ist ein Jahrzehntprojekt. Davor haben wir Respekt.» Zuversichtlich stimmen ihn aber die bisherigen Erfahrungen mit dem korporationseigenen Wärmeverbund der Holzschnitzelheizung. «Wir gingen damals davon aus, nach sieben Jahren schwarze Zahlen zu schreiben. Nun war es bereits nach deren vier der Fall.» Das 5,6-Millionen-Wärmeprojekt – davon 500 000 Franken Eigenmittel – soll nach fünf Jahren Rendite abwerfen.
Stimmt die Korporation dem Projekt am 17. August zu, dürften die ersten Häuser bereits in einem Jahr mit Seewärme geheizt werden. «Unser Fahrplan ist ehrgeizig, aber realistisch», sagt Küttel. «Die Pläne sind soweit vorbereitet, dass die Baueingabe für das Pumpwerk unmittelbar nach der Versammlung erfolgen kann. Wir sind guten Mutes, dass das Projekt ohne Einsprachen vonstatten geht. Die nötigen Vorabklärungen bei den kantonalen Amtsstellen wurden getätigt.»
Evelyne Fischer
kuy. Das kalte Seewasser wird in zirka 30 Meter Tiefe gefasst, gefiltert und mit einer Pumpe an Land befördert. Das Seewasser fliesst in einer Wärmepumpe durch einen geschlossenen Kreislauf mit einem Kältemittel. Dieses ist flüssig, die geringe Wärme des Seewassers reicht aber aus, um das Mittel verdampfen zu lassen. Ein Kompressor verdichtet den Dampf, worauf dieser erhitzt wird. Diese Hitze wird auf einen separaten Wasserkreislauf übertragen, der bis zu den Gebäuden reicht. Gleichzeitig wird der Dampf wieder flüssig – der Kreislauf beginnt von vorne. Der Prozess benötigt elektrischen Strom – und zwar etwa einen Viertel der Energie, die erzeugt wird. Das rund 4 Grad kalte Wasser kann auch zur Kühlung benutzt werden.