ZUGVERKEHR: Direktverbindung Luzern - Tessin: Bundesrat erhöht Druck auf SBB

Der Bundesrat erwartet von den SBB «rasch» eine frühere Direktverbindung von Luzern ins Tessin. Und erstmals hält die Landesregierung schriftlich fest, dass sie die Projektierung des Tiefbahnhofs zahlt.

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Pendler im Bahnhof Luzern: Sie müssen sich ab dem 14. Dezember auf neue Zonenpläne einstellen. (Archivbild Pius Amrein / Neue LZ)

Pendler im Bahnhof Luzern: Sie müssen sich ab dem 14. Dezember auf neue Zonenpläne einstellen. (Archivbild Pius Amrein / Neue LZ)

Lukas Nussbaumer

lukas.nussbaumer@luzernerzeitung.ch

Es sind ungewohnt deutliche Worte, mit denen die Landesregierung die SBB zum Handeln auffordert: «Der Bundesrat erwartet, dass rasch eine Verbesserung realisiert und eine frühere Direktverbindung von Luzern durch den Gotthard-Basistunnel ins Tessin eingeplant wird», heisst es in einer kürzlich veröffentlichten Antwort auf eine Interpellation des Krienser CVP-Ständerats Konrad Graber. Weiter hält die Landesregierung fest, das derzeitige Zugangebot zwischen Luzern und dem Tessin sei «ungenügend.»

Graber gelangte Ende September an den Bundesrat, weil er sich über die Unstimmigkeiten zwischen dem Bundesamt für Verkehr und den SBB ärgerte. Unschöne Folge dieses Knatsches sind schlechte Zugverbindungen von Luzern Richtung Süden.

Rückblende: Im Sommer sprachen die SBB davon, dank der Neat erhalte Luzern eine tägliche Direktverbindung ins Tessin – mit Abfahrt um 8.18 Uhr. Dann folgte der erste Rückzieher – mit neuem Start Richtung Süden um 9.18 Uhr. Luzerner Politiker in Bundesbern wie FDP-Ständerat Damian Müller (Hitzkirch) oder die Stadtluzerner CVP-Nationalrätin Andrea Gmür-Schönenberger reagierten verschnupft. Ende September, nur eine Woche später, folgte der zweite Hammer: Die 9.18-Uhr-Verbindung gebe es nur von Freitag bis Montag, weil das Trassee auch für den Güterverkehr gebraucht werde. So argumentierte das Bundesamt für Verkehr, das die Verbindungen der SBB bewilligen muss. Heute fährt der erste Direktzug in Luzern um 10.18 Uhr.

SBB sticheln gegen das Bundesamt für Verkehr

Konrad Graber fragt die Landesregierung deshalb, ob die Zentralschweiz systematisch benachteiligt werde. Die Antwort des Bundesrats auf seinen Vorstoss bezeichnet er auf Anfrage unserer Zeitung als «eine Rüge an die SBB». Es zeige sich, wie schlecht der Kontakt zwischen den SBB und dem Bundesamt für Verkehr sei. Die Kunden dürften das jedoch nicht zu spüren bekommen: «Die SBB sollen einfach ihren Auftrag erledigen», fordert das Mitglied der ständerätlichen Verkehrskommission.

Die SBB reagieren auf die Aufforderung des Bundesrats, «rasch» zu handeln, mit dem Verweis auf den Informationsstand von Ende September. Ab dem 10. Dezember gebe es ja mehr Direktzüge, den ersten ab 9.18 Uhr, sagt Sprecher Daniele Pallecchi. Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen den SBB und dem Bundesamt ist, zeigt Pallecchis nächste Aussage: Man habe die 9.18-Uhr-Verbindung jeden Tag anbieten wollen, doch diese habe das Bundesamt für Verkehr «nicht akzeptiert».

Pallecchi findet, es könne keine Rede davon sein, dass die SBB Luzern und die Zentralschweiz nicht ernst nehme. Mit der neuen Direktverbindung ins Tessin werde Luzern «sehr gut angebunden». Ausserdem bestehe die grösste Nachfrage aus der Deutschschweiz Richtung Tessin erst ab 9 Uhr. Und ab dem 10. Dezember falle dann auch das Umsteigen in Arth-Goldau auf den aus Zürich kommenden und häufig bereits überfüllten Zug weg.

Leuthards mündliche Aussage ist jetzt fixiert

Für Konrad Graber ist die Antwort des Bundesrats «teilweise befriedigend». Er werde die Anliegen der Zentralschweizer Zugpassagiere bei den regelmässigen Aussprachen zwischen der Verkehrskommission, dem Bundesamt für Verkehr und den SBB deshalb «aufsässig weiter einbringen für den Fall, dass sich die Frage nicht bereits auf den Fahrplanwechsel erledigt».

«Sehr positiv» bewertet Graber hingegen eine Aussage des Bundesrats in Bezug auf den Durchgangsbahnhof. Die Ende September von Verkehrsministerin Doris Leuthard an einer Medienkonferenz zum Bahnausbauschritt 2030/2035 gemachte Aussage, der Bund wolle die Projektierungsarbeiten finanzieren, liege nun erstmals schriftlich vor. «Das ist sehr gut für das Grossprojekt. Ich habe erwartet, für diese Zusicherung zusätzlich kämpfen zu müssen», freut sich Graber.

Ebenso erfreut über dieses Versprechen ist der Luzerner Baudirektor Robert Küng. Das zeigt ein Eintrag auf der Webseite, wo das 2,4-Milliarden-Projekt Durchgangsbahnhof präsentiert wird. Die genauen Projektierungskosten des Durchgangsbahnhofs sind nicht bekannt. Laut früheren Berechnungen ist von einem höheren zweistelligen Millionenbetrag auszugehen.

Hinweis

Die ganze Antwort auf den Vorstoss von Konrad Graber