STADT LUZERN: Bijouterie-Raubüberfälle: Polizei klärt mehr als Hälfte der Fälle

Immer wieder werden Luzerner Bijouterien Ziel von Überfällen. Die Luzerner Polizei spricht aber nicht von einer Häufung. In neun von zwölf Fällen in den vergangenen zehn Jahren war die Fahndung mindestens teilweise erfolgreich.

Raphael Zemp
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Polizisten in der Sperrzone nachdem Überfall auf die Gübelin-Filiale am Schwanenplatz am 10. September 2017. (Bild: Boris Bürgisser)

Polizisten in der Sperrzone nachdem Überfall auf die Gübelin-Filiale am Schwanenplatz am 10. September 2017. (Bild: Boris Bürgisser)

Am vergangenen Sonntag hat es die Gübelin-Filiale am Schwanenplatz getroffen, sie wurde überfallen. Branchenverbandspräsident André Hirschi glaubte, eine Häufung solcher Überfälle festgestellt zu haben. Ein etwas anderes Bild zeigt die Polizeistatistik: Seit 2007 hat die Luzerner Polizei zwölf Raubüberfälle auf Schmuck- und Uhrengeschäfte in der Stadt Luzern verzeichnet. «Die Anzahl Raubdelikte ist dabei in den letzten zehn Jahren konstant geblieben», hält Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei, fest. In der Hälfte der Fälle sind die Täter gefasst, in drei weiteren zumindest teilweise. Nur drei Fälle sind ungelöst.

Auch auf nationaler Ebene gibt es keine eindeutige Zunahme von Raubüberfällen auf Bijouterien. Das zeigen die Zahlen, zusammengestellt von Martin Winckel, Betreiber des internationalen Juwelier-Warndienstes und Sicherheitsberater von Bijouterien im deutschsprachigen Raum. Für die Schweiz führt er in seiner Statistik seit 2010 im Durchschnitt pro Jahr 17 versuchte oder verübte Raubüberfälle auf Bijouterien auf.

Von Überfällen Betroffene müssen oft den Job wechseln

Noch nichts sagen diese Zahlen über die Gewalttätigkeit bei den Überfällen aus. Und da teilt der Sicherheitsexperte die Beobachtung von André Hirschi: «Die Brutalität der Täter hat extrem zugenommen.» Überfallopfer würden vor allem an den psychologischen Folgen leiden: «Betroffene müssen nach solchen Überfällen oft die Branche wechseln.»

Tatenlos zuschauen, glaubt man Martin Winckel, müssen Bijouterie-Besitzer aber nicht. Nach 40 Jahren Berufserfahrung und laut eigenen Angaben über 10 000 ausgewerteten Delikten in Bijouterien glaubt Winckel: «Für alle bisher bekannten Vorgehensweisen der Täter gibt es mittlerweile Lösungen, auch bei Raub.» Eine Schleuse sei das bisher sicherste Mittel, um einen Raub zu vermeiden. Dass diese zu Geiselnahmen führen, habe bisher glücklicherweise noch kein Fall gezeigt. Denn: Sie soll nicht primär die Täter einschliessen, sondern die Flucht zeitlich unkalkulierbar machen. Das schrecke ab: «Zeit ist für Räuber der ausschlaggebende Faktor.»

Raphael Zemp

raphael.zemp@luzernerzeitung.ch